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Wer sich das Dach decken lassen will, sollte aufpassen. Die Polizei in Berlin warnt derzeit vor Kriminellen.

© dpa

Unseriöses Handwerk: Polizei warnt vor kriminellen Dachdeckern

Betrüger ködern Hausbesitzer mit nur scheinbar billigen Dacharbeiten. Wegen des stürmischen Wetters sind sie jetzt besonders aktiv – und den Lohn treiben sie notfalls mit Gewalt ein.

Eine neue Betrugsmethode breitet sich aus in der Stadt – und die Täter scheuen auch nicht vor Gewalt zurück.  Landeskriminalamt und Handwerkskammer warnen vor Kriminellen, die vor allem bei Einfamilienhäusern und Laubenbesitzern ihre Dachdeckerdienste anbieten. 70 Berliner sind in diesem Jahr bereits auf das Versprechen betrügerischer Handwerker hereingefallen, die anbieten, für 500 Euro das Dach zu decken. Die Baumaterialien hat die Kolonne gleich dabei, die Arbeit beginnt sofort, ein schriftlicher Vertrag wird nicht geschlossen. Sind die Handwerker fertig, wird eine Rechnung im vierstelligen Bereich präsentiert – und das Geld dann mit Drohungen und auch körperlicher Gewalt eingetrieben. Opfer, die die Summe nicht zahlen wollten oder konnten, wurden zu ihrer Bank gefahren, um dort Geld abzuheben. In einem besonders brutalen Fall wurde einem Hausbesitzer in den Bauch geboxt.

Nach Angaben der für Betrug zuständigen Dezernatsleiterin Andrea Tillmann lag die bisher höchste geforderte Summe bei 14.000 Euro. Tillmann vermutet ein „großes Dunkelfeld“, weil viele Opfer aus Scham auf eine Anzeige verzichten. „Geiz frisst Hirn“, hieß es bei der Polizei, denn eigentlich sei klar, dass es für 500 Euro kein neues Dach geben kann.

Die Handwerkskammer hat am Freitag die „zehn fiesesten Tricks der Dachhaie“ veröffentlicht. Gewarnt wird zum Beispiel vor einer nutzlosen Beschichtung oder Reinigung der Dachziegel oder der Schnellreparatur von Dachrinnen oder -firsten. Zurzeit seien die Kolonnen wegen des regnerischen Wetters besonders aktiv. Der Sprecher der Handwerkskammer, Daniel Jander, hat von systematischer Werbung in einer Zehlendorfer Siedlung gehört, die vor zwei Wochen begonnen habe; in manchen Häusern seien „Dachhaie“ in dieser Zeit gleich mehrmals vorstellig geworden. Oft klettern die Täter bei den meist älteren Opfern aufs Dach und behaupten, dort Schäden entdeckt zu haben – oder verursachen diese erst. Vorgeschickt zur Akquise wird immer ein gut Deutsch sprechender, seriös auftretender Mann, hieß es beim LKA. Als Handwerker – die dann auch das Geld eintreiben – erscheinen dann zwei oder drei Rumänen. Bislang habe es nur wenige Festnahmen gegeben, Ermittler gehen von mehreren Gruppen aus.

Kammer und Polizei raten, nur schriftliche Vereinbarungen zu treffen. Zudem könne man sich die Handwerkskarte zeigen lassen, auf der die Betriebsadresse steht. Neben Kriminellen, die kein echtes Unternehmen betreiben, sind nach Angaben der Kammer auch betrügerische Firmen aktiv, berichtet der Experte Harald Friedrich, der die Öffentlichkeitsarbeit für einige deutsche Innungs-Landesverbände macht. Diese Betriebe seien an ihrem jeweiligen Firmensitz in der Handwerkerrolle eingetragen, aber bundesweit unterwegs und „hinterlassen verbrannte Erde“.

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