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Berlin: Unter Dach und Fach

Bau der Großarena am Ostbahnhof könnte im Frühjahr beginnen – alle strittigen Fragen sind geklärt

Dem Bau einer Groß-Arena für 16000 Zuschauer am Ostbahnhof steht nichts mehr im Wege. „Alle strittigen Fragen wurden geklärt“, sagte der Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne). Er verständigte sich am Mittwoch in einem Gespräch mit dem Vizepräsidenten der Anschutz Entertainment Group (AEG), Kevin Murphy, über die baulichen Rahmenbedingungen des Großprojekts. Bereits im kommenden Frühjahr könne der erste Spatenstich gesetzt werden, sagte Schulz. Auch Murphy „hat das Gefühl, dass eine Einigung in allen strittigen Punkten erreicht wurde“. Allerdings warte er noch ab, wie sich der Bebauungsplan weiter entwickle und „ob noch Änderungen der Planung erforderlich sind“. Peter Strieder (SPD), Senator für Stadtentwicklung, gab nach einem Gespräch mit Murphy zu bedenken, dass die endgültige Investitionsentscheidung der AEG noch nicht gefallen sei. Berlin müsse nun schnell Baurecht schaffen. „Alles Dinge, die schneller gehen könnten und müssten.“ Murphy hofft „auf einen erfolgreichen Abschluss dieses Prozesses in den ersten Monaten des Jahres 2003“.

Strittig war bei der bisherigen Planung insbesondere der Standort einer riesigen Werbetafel. Sie kann nun doch an der Südseite der Mühlenstraße aufgestellt werden, „wird aber um mindestens 25 Prozent kleiner“, so Schulz. Bei der Straßenführung sei nun ebenfalls eine Einigung erreicht, bestätigte Strieder. An der Nordgrenze des Quartiers entlang der Eisenbahn wird es nur eine zweispurige Erschließungsstraße geben und die Mühlenstraße bleibe vierspurig, werde aber leichter zu überqueren sein.

Die East-Side-Gallery wird gegenüber dem Haupteingang der Halle auf einer Länge von 40 Metern aufgebrochen, die Mauerelemente werden jeweils um 90 Grad gedreht einzeln in den neu entstehenden Park am Spreeufer gestellt. Dort wird es neben einer Dampferanlegestelle auch ein Restaurantschiff und zwei Kioske geben. Der Park, teilweise von der AEG finanziert, „wird allerdings kein naturnaher Park, sondern eine starke städtische Nutzung aufweisen“, sagte Schulz. So sei unter anderem an eine Skater-Bahn gedacht. Auch bei der Frage des „großflächigen Einzelhandels“ habe man sich auf eine Gesamtverkaufsfläche von 28000 Quadratmetern geeinigt. Und das geplante Hochhaus an der Warschauer Brücke „werde auf keinen Fall höher als 135 Meter“, sagte Schulz. Hier hatte die AEG eine „Landmarke“ mit bis zu 160 Metern setzen wollen.

Insgesamt 500 Millionen Euro will die AEG in die Großarena und das sie umgebende neue Quartier mit Wohnungen, Hotels, Büros und Ladenflächen investieren. In der Multifunktionshalle, die allein etwa 200 Millionen Euro kosten wird, werden auf jeden Fall die Eishockeyspieler der Berliner Eisbären eine neue Heimat finden. Aber auch mit den Basketballern von Alba Berlin steht die AEG in Verhandlungen, ebenso ist die Halle für Konzerte geeignet. Im Gegensatz zu Schulz und dem Landesdenkmalamt spricht sich Strieder dafür aus, „die East-Side-Gallery an mehreren Stellen aufzubrechen“. Sonst werde der Park zwischen Spree und Mauer eingezwängt. Er befürchtet das Entstehen von „Toten Ecken“, so genannten „Angst-Orten“, wenn der Park kein belebtes Gelände werde.

An seinem vor wenigen Wochen eingebrachten Vorschlag, statt des Parks entlang der Spree Wohnlofts zu bauen, hält Strieder nicht mehr fest. Er bezeichnete es als „völlig unverständlich, dass man für eine Auseinandersetzung wie um die Werbetafel Zeit verschwendet“. Noch sei nicht allen klar, was es bedeute, wenn Berlin sage, „wir wollen für Investoren den roten Teppich ausrollen.“

Der weltweit tätige Unternehmer Phil Anschutz, Investor der neuen Halle, besitzt in Los Angeles eine Arena für 20000 Zuschauer, die auch ein Vorbild für die Berliner Halle ist. Das komplett privat finanzierte Quartier, über das seit zwei Jahren verhandelt wird, wird eine doppelt so große Nutzfläche wie das Debis-Areal am Potsdamer Platz haben. Mit Kevin Murphy hat die Anschutz-Gruppe einen erfahrenen Projektleiter in Berlin. Er leitete den Bau des Staples-Center in Los Angeles. Die Halle für über 20000 Menschen wurde in nur 18 Monaten errichtet. Murphy hält 125 Veranstaltungen im Jahr für notwendig, um die Berliner Halle wirtschaftlich zu betreiben.

Christoph Villinger

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