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Berlin: Unter Kumpeln

Kennedy-Neffe bei „Best Buddies“: Jugendliche als Paten für Gleichaltrige mit Handicaps

Mit seinen leuchtenden blauen Augen, dem schön gebräunten Teint und der coolen Wildlederjacke sieht der Mann aus wie ein Filmstar. Und er kann motivieren. „Es ist gut, etwas zurückzugeben von den Talenten und der Energie, die wir bekommen haben“, sagt Anthony Shriver Kennedy. Wer sich nur als Anwalt oder Banker darauf konzentriere, die große Kohle zu machen, verpasse viel im Leben, fügt er lässig hinzu.

Erst Ende Juni kam er mit seiner Mutter Eunice, die einst ihren Bruder John F. Kennedy auf seinem legendären Triumphzug durch Berlin begleitet hatte, um für ein Projekt zu werben, das der Familie besonders am Herzen liegt: Best Buddies. Das Konzept ist ganz einfach: Ein gesunder Schüler kümmert sich um einen geistig behinderten Altersgefährten, so dass sie „beste Kumpels“ werden. Die Umsetzung ist schwieriger. Man muss Menschen finden, die mitmachen und Vorbehalte überwinden.

Was er mit seiner Initialzündung vor nur fünf Monaten auf den Weg gebracht hat, macht den smarten 39-Jährigen sichtlich stolz. In einem Klassenzimmer der John-F.-Kennedy-Schule sitzen die Mitglieder der ersten Gruppe, die in Deutschland „Best Buddies“ aufbauen. An der Spitze steht die 16-jährige He-In Cheong, die früher zufällig mit geistig behinderten Schülern in ihrer Nachbarschaft Kontakt hatte und sich sofort freiwillig meldete, als sie von der Idee hörte. Nur einen Monat später nahm die Koreanerin bereits in den USA in einem Camp der Organisation, der Anthony Kennedy vorsteht, an Kursen teil, in denen sie lernte, wie man Freiwillige wirbt und Strukturen schafft. „1600 Kinder aus 50 US-Staaten und 16 anderen Ländern waren dabei“, erzählt sie. Offensichtlich hat sie viel gelernt. Stolz präsentiert sie die Fragebögen, mit denen die Gruppe aus Behinderten und Schülern der Kennedy-Schule Freundespaare machte.

Sein Kumpel sei ein Autist, ein Franzose namens Gaultier, erzählt der 20-jährige Max: „Als wir zusammen zu dieser Party gegangen sind, hat er drei Stunden lang nur getanzt.“ Vicky schwärmt sehr von einem Bowling-Abend. „Wir hatten alle riesig viel Spaß, haben uns gegenseitig angefeuert und darauf geachtet, dass niemand in der Ecke sitzen blieb.“ „Was hat dich am meisten überrascht?“, fragt Kennedy die junge Polin. „Dass mein Buddy so gut Englisch sprach“, antwortet sie. Mit ihrem Deutsch sei es nämlich nicht so weit her. Und Marwa erzählt, dass sie beeindruckt war, „wie offen und freundlich die Buddies sind“.

Allerdings mussten manche Widerstände überwunden werden. Die Eltern der Behinderten waren anfangs skeptisch. „Das kenne ich“, sagt Anthony Kennedy. Als er damals als Student damit angefangen hätte, hätten die Eltern der Buddies auch lauter Ängste gehabt. „Wir Studenten hatten halt nicht den besten Ruf, die dachten, wir machen lauter Unsinn.“ Für ihn sei es eine Erfahrung fürs Leben gewesen. Unter anderem hat er von seinen Buddies gelernt, glücklich zu sein über die kleinen Dinge des Lebens.

Für diese Mission trommelt er auf allen Ebenen. Am Abend hatte er zu einem festlichen Galadinner in den China Club geladen, um weitere Sponsoren und Mitstreiter für „Best Buddies“ zu finden. Vielleicht hat er dahin selber ein bisschen Motivation aus der Kennedy-Schule mitgenommen. Es kamen noch viele schöne Unternehmungen zur Sprache und auch eine Erkenntnis, die Max über die behinderten Buddies formulierte, wobei er fast ein bisschen überrascht klang: „Sie sind genau wie wir.“

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