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© Gasag

Unterirdische Speicher: Gasreserven für viele Wochen

Russland hat den Gashahn zugedreht. Für Berlin-Brandenburg soll das angeblich keine Folgen haben. Die unterirdische Speicher im Grunewald und in Rüdersdorf können Versorgung bei Lieferstopp sicherstellen, verprechen die Gasversorger

In dem riesigen Hohlraum unter Rüdersdorf am östlichen Berliner Stadtrand könnten Teile des Alexanderplatzes komplett verschwinden. Fast 400 Meter tief und mehr als 100 Meter im Durchmesser ist das zylindrische Loch, das in den vergangenen fünf Jahren entstanden ist. Und wie sich jetzt zeigt, hat sich die Arbeit gelohnt: 47 Millionen Kubikmeter Erdgas hat das Energieunternehmen EWE in den Hohlraum gepumpt, und kann darauf in der augenblicklichen Kälteperiode zurückgreifen. Außerdem garantiert der Speicher die Versorgung der Gaskunden in Ostbrandenburg trotz des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine für mindestens sechs Wochen.

Auch die Berliner brauchen sich vorerst keine Sorgen wegen des Gasstreits zu machen. Im Untergrundspeicher Grunewald sind in rund 800 Meter Tiefe rund 300 Millionen Kubikmeter nutzbares Erdgas eingelagert. „Das ist rund ein Sechstel des Berliner Jahresverbrauches, so dass wir selbst mehrwöchige Lieferausfälle überstehen würden“, sagt Gasag-Sprecher Klaus Haschker. Zudem macht in Berlin ebenso wie in Brandenburg das russische Gas weniger als die Hälfte des Verbrauchs aus. Norwegen, die Niederlande und deutsche Förderquellen liefern den größeren Rest „und könnten ihren Anteil erhöhen, falls der Gasstreit länger andauern würde“, erklärt der Gasag-Sprecher.

Die beiden Lagerstätten in Berlin und Rüdersdorf unterscheiden sich allerdings voneinander. Im nördlichen Grunewald liegt unter einer undurchlässigen Deckschicht eine poröse Sandsteinschicht, in die nach Planungen noch zu Mauerzeiten 1992 das erste Gas gepresst wurde.

Im Land Brandenburg gab es keine so günstige geologische Formation. Aus dem Rüdersdorfer Untergrund förderten Probebohrungen zwar Mitte der 90er Jahre auch poröses Gestein zutage, aber dazwischen befand sich ein vor 250 Millionen Jahren gebildeter Salzstock. „Der musste erst mit Unmengen von in die Erde gepresstem Wasser aufgelöst werden“, erinnert sich der EWE-Geschäftsführer für Ostbrandenburg, Ulrich Müller. Das Wasser kam aus dem nahen Rüdersdorfer Mühlenfließ, doch lange blieb fraglich, was aus dem abgepumpten Salzwasser werden sollte. Als die EWE eine Einleitung in die Oder ins Gespräch brachte, gingen Umweltschützer auf die Barrikaden. Am Ende blieb nur die erneute Verpressung der Sole an einem anderen Ort übrig. Den fand man unter dem 40 Kilometer nördlich Berlins gelegenen Heckelberg, wohin eigens eine Pipeline gebaut wurde.

Doch auch damit waren nicht alle Hindernisse ausgeräumt. Eine Bürgerinitiative kämpfte gegen das „unterirdische Pulverfass“ und warnte vor einer „nicht beherrschbaren Explosionsgefahr“. Mehrere Informationsabende und Exkursionen zu bestehenden Gasspeichern überzeugten schließlich die Skeptiker. Wie ein Techniker erklärt, ist das Gas in dem Hohlraum – der „Kaverne“ – völlig abgeschlossen. „Sollten die Armaturen über der Kaverne beschädigt werden, schließt sich in 50 Meter Tiefe automatisch ein Ventil.“ Explodieren könne das Lager nicht, da es nur Gas, aber keinen Sauerstoff enthalte.

Dagegen wurden in Berlin im April 2004 drei Mitarbeiter und ein Passant bei einer Explosion an einer Messsonde des Erdgasspeichers nach einem Fehler bei Reinigungsarbeiten verletzt.

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