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Wo sollen sie hin? Unterkünfte für Flüchtlinge werden dringend gesucht.

© dpa

Unterkünfte für Flüchtlinge: Anbieter beklagen Schweigen des Lageso

Anbieter von Unterkünften wollen Flüchtlinge unterbringen. Doch ihnen fehlen Ansprechpartner – und Informationen.

Das Gebäude steht leer, seit vier Jahren schon, seine Adresse lautet Seestraße 49. Stephan von Dassel hat es gerade besucht, es liegt in seinem Bereich, in Mitte, dort ist der Grünen-Politiker von Dassel Bezirksstadtrat, zuständig für Soziales, zuständig für die Unterbringung von Flüchtlingen in seinem Bezirk. In dem Gebäude waren mal Büros, dann sollten dort Ateliers entstehen, klappte aber nicht, sagt der Politiker, also steht es immer noch leer. „Und der Bezirk bietet es seit 18 Monaten an“, sagt von Dassel. Er offeriere es als Unterkunft für Flüchtlinge. Aber vom Lageso, dem Landesamt für Gesundheit und Soziales, höre er nichts.

Ausgerechnet bei so einem Thema. „Die Unterbringung der Menschen ist die größte Herausforderung“, sagt von Dassel. Es gebe ja Hilfe, es gebe ja Angebote, „viele Menschen brauchen bloß einen Ansprechpartner.“ Aber den gebe es oft nicht.

Er kennt die Angebote für Unterkünfte, die Anbieter wenden sich an ihn, weil sie nicht weiterkommen.

Briefe an Verantwortliche

Zum Beispiel der Betreiber eines Hostels. Der könne 246 Plätze für fünf Monate belegen, zu einem Bettenpreis von 18 Euro pro Nacht. „Der ist kein Geschäftemacher“, sagt von Dassel. Seit drei Monaten offeriere der Betreiber nun schon seine Betten. Von Dassel hat sich selber eingeschaltet, er hat Briefe an Verantwortliche geschrieben. Resultat: „Wir erreichen beim Lageso niemanden. Und ich selber erhalte auch keine Antwort.“ Auch der Besitzer einer Beachvolleyball-Halle in Mitte biete sein Gebäude an. „Duschen, Toiletten, alles drin.“ Bloß: keine Rückmeldung.

Mag schon sein, erwidert Monika Hebbinghaus, die Pressesprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, aber keine Rückmeldung bedeute nicht automatisch, dass das Angebot versickert sei. Es gibt ja eine zentrale Stelle, an die alle Angebote weitergeleitet werden oder zumindest weitergeleitet werden sollen: die Berliner Unterbringungsleitstelle (BUL). „Bei der kommen aus verschiedenen Richtungen viele Angebote oder Hinweise an“, sagt Hebbinghaus. Von Privatpersonen, von der Staatlichen Berliner Immobilien GmbH (BIM).

Für das Objekt Seestraße 49 hat die Pressesprecherin eine einfach Erklärung: „Das Gebäude gehört der BIM, und die hat es an die GSE Atelierförderung weitergegeben. Dort sollten Ateliers entstehen. Das hat wohl nicht geklappt, aber die GSE Atelierförderung hat immer noch Anspruch auf die Räume.

Heizung, Strom und Wasser

Deshalb kommt die BUL nicht an das Gebäude ran.“ Außerdem, sagt Hebbinghaus einigermaßen irritiert, könne von Dassel höchstens auf das Gebäude hinweisen, es aber nicht anbieten. Schließlich gehöre es ja dem Land. Zu den anderen Beispielen, die von Dassel genannt habe, könne sie nichts sagen.

Für die BUL arbeiten 73 Mitarbeiter, und derzeit prüfen sie 20 Gebäude, die als Unterkunft für Flüchtlinge infrage kommen könnten. Hat ein Gebäude Heizung, Strom, Wasser, ist das Dach dicht? Solche Fragen. „Jedes Gebäude ist in einem anderen Zustand“, sagt Hebbinghaus. Und dann müsse ja noch der Brandschutz geprüft werden, das wiederum ist Sache der Bezirke. Schließlich noch: Wie ist die rechtliche Situation? Gibt es noch Probleme mit dem Eigentümer?

Die Pressesprecherin Hebbinghaus hat eine besondere Liste der BUL. Auf der sind jene Gebäude notiert, die als Nächstes von Flüchtlingen bezogen könnten. Es sind drei. Die Seestraße 49 ist nicht dabei.

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