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Berlin: Unterrichtsausfall gestiegen: Jede zehnte Schulstunde wird nicht planmäßig erteilt

Der Unterrichtsausfall an Berlins Schulen ist gegenüber dem Vorjahr um rund ein Drittel auf 4,8 Prozent gestiegen. Weitere 5,6 Prozent der Stunden mussten von anderen Lehrern vertreten werden, so dass insgesamt mehr als 60 000 Unterrichtsstunden nicht planmäßig erteilt werden konnten.

Der Unterrichtsausfall an Berlins Schulen ist gegenüber dem Vorjahr um rund ein Drittel auf 4,8 Prozent gestiegen. Weitere 5,6 Prozent der Stunden mussten von anderen Lehrern vertreten werden, so dass insgesamt mehr als 60 000 Unterrichtsstunden nicht planmäßig erteilt werden konnten. 28 000 Stunden fielen ersatzlos aus. Dies besagt der Jahresbericht des Landesschulamtes, der dem Tagesspiegel vorliegt.

Mit Ausnahme der Sonderschulen hat der Ausfall in allen Schulformen zugenommen, besonders eklatant an den Realschulen, wo er bei 5,7 Prozent lag (Vorjahr: 3,5 Prozent). Spitzenreiter bleiben aber die Gesamtschulen mit 6,6 Prozent (Vorjahr 3,9). Bei den Gymnasien waren es 5,4 Prozent (Vorjahr: 4,4), bei den Hauptschulen 5,7 (Vorjahr: 4,3) und bei den Grundschulen 3,9 Prozent (Vorjahr: 2,8).

Konnten die Schulen 1998/99 noch rund zwei Drittel der Vertretungsstunden auch tatsächlich abdecken, waren es 1999/2000 nur noch gut die Hälfte. Das Landesschulamt führt dies darauf zurück, dass der Handlungsspielraum der Schulen wegen knapper Personalausstattung "enger" geworden sei. Dabei seien einige Schulen "am Rand ihrer Organisationskraft angelangt", andere nutzten Instrumente wie die Verordnung von Mehrarbeit "nicht genügend".

Erkrankungen im Kollegium bleiben der Hauptgrund für "Vertretungsanfall", allerdings sank dieser Anteil von 66,7 auf 63,4 Prozent. Dies entspreche einem Krankenstand von 6,3 Prozent, was im Vergleich mit anderen Berufsgruppen nicht hoch sei. 3,1 Prozent der Stunden fielen aus wegen personeller "Unterdeckung" in den Kollegien (Vorjahr: 2,6), Fort- und Weiterbildungen verursachten 4,4 Prozent der Vertretungsfälle (Vorjahr: 4,6), "Hitzefrei" und dergleichen ebenfalls 3,1 Prozent (Vorjahr: 0,6).

An diesem Punkt wird allerdings deutlich, dass sich die Zahlen nur bedingt mit denen des Vorjahres vergleichen lassen. Hatten 1998/99 alle Schulen von September bis Juni ihre Vertretungsstunden auflisten müssen, war es im vergangenen Schuljahr nur jede vierte Schule in den Monaten Februar bis Juni, womit sich etwa der hohe Anteil der Ausfallstunden wegen "Hitzefrei" erklärt. Andererseits wurden die typischen Grippe-Monate nicht erfasst, was wiederum den Anteil der krankheitshalber entfallenden Stunden drückte. Dennoch betont das Landesschulamt, dass die Stichprobe "hinreichend" repräsentativ sei.

Wie berichtet, will Schulsenator Klaus Böger (SPD) den Unterrichtsausfall im laufenden Jahr auf ein Prozent drücken, indem er u.a. verfügte, dass Fort- und Weiterbildungen vorrangig in der unterrichtsfreien Zeit besucht werden müssen. Zudem sollen Schülerreisen nur genehmigt werden, wenn der Unterricht der mitreisenden Lehrer vollständig vertreten werden kann. Die Schulen könnten ja ihr Stundenreservoir, das sie bisher für Vertretungsstunden hatten, für Klassenfahrt-Vertretungen nutzen, hatte gestern Bögers Sprecher Moritz Felgener vorgeschlagen. Dies ärgert allerdings Schulen mit knapper Lehrerausstattung. Von einem "Reservoir" könne wohl keine Rede sein, wenn es überhaupt keine Vertretungsreserve gebe, kritisierte gestern das Kollegium der Wilmersdorfer Birger-Forell-Schule, das statt der versprochenen 105 nur 98 Prozent Lehrerausstattung an Bord hat.

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