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Tempelhof

© Davids/Darmer

Unterschriftensammlung: Swinging Tempelhof

Fest zum Volksbegehren: An diesem Wochenende liegen die Unterschriftenlisten in den Rathäusern aus.

Im alten Rathaus Steglitz an der Schloßstraße ging es gestern zu wie in einem Wahllokal. Punkt 10 Uhr, als der Pförtner die Tür zum Bürgeramt und damit zur Auslegungsstelle für das Volksbegehren „Tempelhof bleibt Verkehrsflughafen“ öffnete, drängelten schon dreißig junge und ältere Leute zu den Unterschriftenblättern. Am Nachmittag hatten 700 Bürger ihr Votum abgegeben. In Friedrichshain war das Team des Bürgeramtes hingegen längere Zeit arbeitslos. Bis 13 Uhr kamen etwa zwölf Flughafen-Unterstützer.

Insgesamt hat die Interessengemeinschaft City-Airport Tempelhof (ICAT) bis vergangenen Freitag 60 000 Unterschriften zusammenbekommen, doch die Resonanz ist im Osten und Westen Berlins recht unterschiedlich. Das zeigte sich auch gestern zu Beginn des ersten Wochenendes, an dem die Auslegungsstellen Samstag und Sonntag geöffnet waren.

Bis zum 14. Februar läuft noch die Sammlung der Unterschriften. Zum Finale werden die Bürgerämter am 9. und 10. Februar erneut am Wochenende geöffnet sein. Doch schon gestern war der Vorsitzende der ICAT, Andreas Peter, optimistisch, „dass wir 170 000 Stimmen erreichen.“ So viele Unterschriften sind nötig, um letztlich einen Volksentscheid zur Zukunft des Flughafens durchzusetzen.

Für dieses Ziel startete die ICAT am Samstag eine Kampagne mit Jazz und Bürgerservice. Im Tempelhofer Flughafenrestaurant „Airbase One“ swingte Andrej Hermlin vor den Panorama-Scheiben mit seinem „Swing Dance Orchestra“ und lockte zum Volksbegehren-Fest so viel Publikum an, wie die Abflughalle schon lange nicht mehr gesehen hat. Der Jazzer bekannte sich als Tempelhof-Fan. „Dieser Airport passt wunderbar zu unseren Dreißiger-Jahre-Songs. Nachher geh’ ich noch schnell unterschreiben.“ Dann spielte er „After you’ve gone!“, während draußen eine Maschine der „Brussels Airlines“ langsam zum Start rollte.

Zugleich bremste vor dem Flughafengebäude um 11 Uhr der erste Shuttle-Bus, mit dem die ICAT unterschriftenwillige Bürger zur nächsten Auslegungsstelle in Tempelhof und Kreuzberg kutschierte und wieder zurückbrachte. Zwölf Kleinbusse hatte sie gechartert, die auch in Tegel, Steglitz, Charlottenburg und Prenzlauer Berg unterwegs waren. Sie pendelten zwischen Einkaufszentren und Bürgerämtern. Hostessen schwärmten im Forum Steglitz oder den Schönhauser-Allee- Arcaden aus und boten Einkaufsbummlern eine Unterschriften-Spritztour an.

In Steglitz waren die Kleinbusse oft voll besetzt – und die Passagiere bestärkten sich mit ihren Argumenten. Dabei ging es meist um die vorteilhafte Citylage und die Flughafen-Tradition. Auch in Kreuzberg bildeten sich Wartereihen vor der Ausweiskontrolle. Vier Politessen stürmten nach Dienstende noch in Uniform dorthin. Warum? „Tempelhof ist ein Stück Berlin-Geschichte. Das muss bleiben.“

Die Bezirke boten gestern an den 55 Berliner Auslegungsstellen einen unterschiedlichen Service. Teils gab es an den Amtstüren kaum Hinweise, teils war augenfällig plakatiert. Im Rathaus Steglitz begrüßte sogar Bildungsstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) die Bürger – ganz im Sinne ihrer Partei, die Tempelhof offenhalten will.Christoph Stollowsky

Auch am heutigen Sonntag sind die Auslegungsstellen in den Bürgerämtern von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Außerdem jeden Montag, Mittwoch, Freitag, 8-15 Uhr, Dienstag und Donnerstg, 11-18 Uhr. Die Adressen stehen im Internet unter www.icat.de.

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