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Es werden nach wie vor Berliner Kinder früh eingeschult - die Folgen sollen nun geprüft werden.

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Update

Untersuchung zur frühen Schulpflicht: Früheinschulung: CDU und SPD wollen sich nicht abspeisen lassen

Die Bildungssenatorin will nur die Vergleichsarbeiten untersuchen lassen - das geht den Fraktionen im Abgeordnetenhaus nicht weit genug. Neben den Grünen fordern nun auch die Koalitionäre genauere Angaben über die Methodik.

Die Berliner Früheinschulung bleibt auf der Tagesordnung. Die Fraktionen von SPD und CDU springen den Grünen zur Seite, die das Thema am Donnerstag im Schulausschuss behandeln wollen. Unter den Abgeordneten gibt es erheblich Zweifel daran, dass Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) genug tut, um den Auswirkungen der Früheinschulung auf den Grund zu gehen.

Nach Informationen des Tagesspiegels erarbeiten die bildungspolitischen Sprecher von CDU und SPD, Hildegard Bentele und Ilkin Özisik, zurzeit einen Antrag, der am Donnerstag abgestimmt werden soll. Sie wollen genauer als der Senat wissen, welche Folgen die Schulpflicht der Fünfeinhalbjährigen für die Betroffenen, ihre Leistungen und die Schulen hat.

Die Bildungsverwaltung plant zwar ebenfalls eine Auswertung der Früheinschulung. Allerdings sind die Abgeordneten nicht mit dem Umfang dieser Untersuchung zufrieden. Sie soll nämlich nach bisherigen Angaben nur darin bestehen, dass die Vergleichsarbeiten der jetzigen Dritt- und Achtklässler anhand des Einschulungsalters der Schüler untersucht werden. Die Bildungspolitiker bemängeln daher, dass diejenigen Schüler, die die zweite Klasse wiederholen mussten, also die „Verweiler“ in der Schulanfangsphase, auf diese Weise gar nicht erfasst werden. Denn sie besuchen zurzeit ja noch die zweite beziehungsweise siebte Klasse und konnten daher die Vergleichsarbeiten gar nicht mitschreiben.

Beauftragt mit der Evaluation ist das Institut für Schulqualität (ISQ), das von den Bundesländern Berlin und Brandenburg finanziert wird. ISQ-Leiter Michael Brunner wollte auf Anfrage die Methodik der von ihm verantworteten Untersuchung nicht erläutern, sondern verwies auf die Bildungsverwaltung. Deren Sprecherin Beate Stoffers fand sich ebenfalls zu keiner Erklärung bereit, sondern kündigte lediglich an, dass die Methodik erst dann vorgestellt wird, „wenn die Untersuchungsergebnisse vorliegen“. Das ist den Koalitionären aber zu spät, da sie dann unter Umständen eine nochmalige Untersuchung beauftragen müssten, die dann wieder viele Monate dauern würde. „Bis Ende Dezember muss Klarheit herrschen“, betont hingegen die CDU.

„Wir wollen die Evaluierung, um Eltern, insbesondere zuziehenden, eine bessere Entscheidungsgrundlage zu geben, ob sie ihr Kind zurückstellen oder nicht“, begründet die bildungspolitische CDU-Sprecherin Hildegard Bentele den Grund des Koalitionsantrags. Sie will, dass auch die „Erkenntnisse der Berliner Schulärzte“ berücksichtigt werden. Der bildungspolitische SPD-Sprecher, Ilkin Özisik, hat bereits Unterstützung für eine bessere Durchleuchtung der Berliner Früheinschulung signalisiert.

Der grüne Bildungspolitiker Özcan Mutlu will verhindern, dass Fünfjährige eingeschult werden müssen. Am Donnerstag wird sein Gesetzesantrag im Schulausschuss behandelt.
Der grüne Bildungspolitiker Özcan Mutlu will verhindern, dass Fünfjährige eingeschult werden müssen. Am Donnerstag wird sein Gesetzesantrag im Schulausschuss behandelt.

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Der grüne Bildungsexperte Özcan Mutlu möchte noch weitergehen. Er hatte bereits 2012 beantragt, die Schulpflicht um ein Vierteljahr zu verschieben und Fünfjährige nur auf Antrag der Eltern einzuschulen, zumal die Rückstellungen mit „bürokratischen Hürden“ verbunden seien. Dieser Antrag wird ebenfalls am Donnerstag behandelt. "Ich freue mich, dass die Koalition jetzt einlenkt und die frühe Einschulung zumindest evaluieren will", sagte Mutlu dem Tagesspiegel. Das könne aber nur der erste Schritt sein. "Das Ziel muss weiterhin sein, die Früheinschulung zügig abzuschaffen".

Die Früheinschulung wurde – bundesweit einzigartig – 2003 in Berlin vorgezogen. Der Anteil der Rückstellungen liegt inzwischen bei über zehn Prozent, obwohl viele Eltern noch nicht einmal von dieser Möglichkeit wissen.

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