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Es leuchten die Sterne. Das Zeiss-Großplanetarium in Prenzlauer Berg lockt Besucher mit nächtlicher Illumination. Auch im Innern will man mit moderner Technik aufrüsten. Doch auch das Gebäude hat einen Sanierungsbedarf von mehreren Millionen Euro.

© Mike Wolff

Unvereint und defizitär: Berliner Planetarien: Geteilter Himmel

Eine Erblast der geteilten Stadt: Die Berliner Planetarien und Sternwarten sind immer noch nicht vereint – und sie arbeiten defizitär.

Das Erbe des geteilten Berlin – Opernhäusern, Orchester, Theater, Zoos – ist in den vergangenen Jahren unter großen Schmerzen für die Betroffenen fusioniert und bereinigt worden. Doch eine Erblast wurde ausgelassen: die Planetarien und Sternwarten. Dort wird weiterhin getrennt gewerkelt. Das Zeiss-Großplanetarium im Osten und das Planetarium am Insulaner im Westen. Jetzt versucht der Senat nachzuholen, was 20 Jahre lang versäumt wurde.

Anlass ist die Beinaheinsolvenz des Planetariums am Insulaner mit der angeschlossenen Wilhelm-Förster-Sternwarte in Schöneberg. Der Betreiberverein musste wegen Sanierungsarbeiten am Gebäude und Erneuerung der Technik viele Vorträge und Sternenshows ausfallen lassen oder in kleinerem Rahmen ausrichten. „Das hat furchtbar in die Kasse geschlagen“, sagt Vereinschef Rolf Preuschmann. Die Senatsbildungsverwaltung zeigte sich gnädig und erhöhte den Jahreszuschuss einmalig um 50 000 Euro, verbunden mit der Forderung, den Nutzungsvertrag, der in zwei Jahren ausläuft, schon im nächsten Jahr neu zu verhandeln. Ziel ist, das klamme Planetarium unter das Dach einer Stiftung zu bringen. Anbieten würde sich die Stiftung Technikmuseum, unter deren Dach sich bereits das Zeiss-Großplanetarium in Prenzlauer Berg und die Archenhold-Sternwarte samt Kleinplanetarium in Treptow befinden. Das Technikmuseum habe allerdings wenig Interesse an einem weiteren Planetarium, berichten Insider. Und die Vereinsastronomen am Insulaner möchten unbedingt eigenständig bleiben. Der Idealismus der 1200 Vereinsmitglieder, die viel ehrenamtliche Arbeit in das Haus investieren, könnte sonst leiden, sagt Preuschmann. Ohne ihre Mithilfe würde der Betrieb des Planetariums um 400 000 Euro teurer, hat er ausgerechnet. Doch ein höherer Zuschuss kommt für den Senat nicht infrage.

Was nun? Die Senatsverwaltung für Bildung hält sich bedeckt. Es werde demnächst ein „Gespräch auf Staatssekretärsebene geben“, sagt Sprecher Christian Walther. Das Technikmuseum gehört nämlich zur Kulturverwaltung. Dort heißt es, „konkrete Verhandlungen“ habe es noch nicht gegeben. Das Technikmuseum selbst schweigt zu diesem Thema.

Nach Informationen des Tagesspiegels gibt es zwischen der Leitung des Technikmuseums und den Astronomen vom Zeiss-Großplanetarium erhebliche Differenzen. „Das Museum hat keine Vision für das Planetarium“, sagt ein Mitarbeiter. Die Projektionstechnik sei hoffnungslos veraltet, die Tonanlage kaputt. Der Einbau neuer digitaler Technik kostet laut Kulturverwaltung acht Millionen Euro. Davon befinden sich bereits größere Summen auf den Konten des Technikmuseums, doch die Bauarbeiten können nicht beginnen, weil sich weiterer Sanierungsbedarf am Gebäude ergeben hat. Insgesamt seien 15 Millionen Euro notwendig, heißt es intern, die Kulturverwaltung spricht von „weniger als 15 Millionen Euro“. Der genaue Bedarf werde noch ermittelt.

Das Planetarium am Insulaner hat eben erst für 2,7 Millionen Euro neue Technik eingebaut, die bewegte Bilder und galaktische Multimediashows möglich macht. Das nennt sich neudeutsch „Fulldome“ und sei das Modernste, was die digitale Technik derzeit hergebe. Das Geld dafür gab die Lottostiftung des Landes, auch deshalb musste das Planetarium unbedingt vor der Insolvenz bewahrt werden.

Das Zeiss-Planetarium in Prenzlauer Berg will jetzt auch Fulldome-Technik einbauen, offenbar in noch höherer Qualität. Das Maß aller Dinge ist derzeit das Hamburger Planetarium, das mit technischen Superlativen aufwartet, sich als „kosmisches Schauspielhaus“ vermarktet und als Eventort für Hochzeiten und Firmenpräsentationen gutes Geld verdient. Berlin hat stattdessen drei Planetarien, die überwiegend das Gleiche anbieten: Astronomie für Schulkassen und Hobbyastronomen und sogenannte „Kulturveranstaltungen“ – Hörspiele, Lesungen und Musikshows. Hamburgs Planetarium zählt nach eigenen Angaben 350 000 Besucher im Jahr, die drei Berliner Planetarien bringen es zusammen auf 200 000.

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