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Berlin: Unvergessliches Berlin-Erlebnis

Die BVG geht massiv gegen Schwarzfahrer vor: Keine Kulanz für Touristen, dafür Beschimpfungen

Mit massiven Fahrkartenkontrollen hat die BVG zu Ostern ihre Stammkunden überrascht und zumindest einige ausländische Touristen verärgert. Gestern Mittag 12.45 Uhr in der Hochbahn am Schlesischen Tor: „Fahrkartenkontrolle“ herrschen zwei Männer die Fahrgäste in der U1 Richtung Uhlandstraße an, kein Guten Tag, kein Bitte, kein Danke. Ergebnis: Zwei italienische Touristen müssen aussteigen, sie haben zwar Karten gekauft, aber vergessen abzustempeln. Zudem hat ein junger Mann zwar eine gültige Monatskarte, aber mit dieser darf er seit dem 1. April sein Fahrrad nicht mehr mitnehmen. Während der eine Kontrolleur die drei „Schwarzfahrer“ auf dem Bahnsteig in Schach hält, wartet der zweite Kontrolleur im noch immer am Bahnsteig haltenden Zug auf einen Studenten, der noch nach seiner Karte kramt. Währenddessen tritt der andere Kontrolleur wieder an die Waggontür heran und zischt laut und vernehmlich „Du Bastard“ hinein. Wen er damit meint, bleibt unklar, die Fahrgäste in Waggon 603 sind konsterniert. Ein Mann steht auf und fordert die offensichtlich aus dem arabischen Sprachraum stammenden Kontrolleure zur Höflichkeit auf. Eine Antwort bekommt er nicht, der Zug fährt ab. Fünf Stationen später, der nächste Trupp Kontrolleure steigt in Waggon 603. „Schwarzfahrer“ finden sie nicht mehr, die – freundlicheren – Kontrolleure sind überrascht, als sie erfahren, dass der Waggon Minuten zuvor schon einmal kontrolliert worden ist.

BVG-Sprecherin Gabriele Husner sagte dem Tagesspiegel gestern, dass die beiden Kontrolleure eines privaten Wachdienstes zu dem „Bastard“ eine schriftliche Stellungnahme abgeben müssen. „Jedes nicht korrekte Verhalten ist zu ahnden“, sagte Husner. Im vergangenen Jahr wurden, wie berichtet, 57 Privat-Kontrolleure entlassen, viele von ihnen wegen ihres ungehobelten oder sogar handgreiflichen Auftretens.

„Wir wollen die Schwarzfahrerquote senken“, begründete die BVG-Sprecherin die massiven Kontrollen auch über die Feiertage. Im Jahr 2003 hatten etwa sechs Prozent der zehn Millionen kontrollierten Passagiere kein Ticket. In diesem Jahr will die BVG 16 Millionen Mal nach dem Fahrschein fragen.

Schon im vergangenen Jahr hatte der Geschäftsführer der Berlin Tourismus Marketing GmbH, Hanns Peter Nerger, beklagt, dass die Kontrolleure keinerlei Kulanz mehr kennen. Die BTM hatte damals eine stark gestiegene Zahl von Beschwerden registriert. Häufig hatten die Touristen schlicht nicht gewusst, dass sie ihre Karte stempeln müssen. Die BVG konnte am gestrigen Feiertag nicht klären, wie viele Beschwerden es in den letzten Monaten gegeben hat. Ein offenes Geheimnis ist es bei der BVG, dass die privaten Kontrolleure keinerlei Toleranz walten lassen – denn sie werden nach Erfolg bezahlt. BVG-Kontrolleure in Uniform haben früher „erwischte“ Touristen dagegen einfach zum Stempeln geschickt, statt ihnen 40 Euro abzuknöpfen.

An diesem weltweit unüblichen System des Ticket-Stempelns will die BVG festhalten. Husner betonte, dass mit Leuchtanzeigen und Schildern auf die Regelung hingewiesen werde.

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