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Überlastet. Die Anbindung nach Falkensee stößt an Kapazitätsgrenzen. Berlin und Brandenburg streiten darüber, wie das Problem gelöst werden soll.

© Heinrich, Wolff

Unzureichende Bahnstrecken ins Umland: Berlin und Brandenburg streiten um Gleise und Geld

Viele Bahnstrecken von Berlin nach Brandenburg sind überlastet oder reichen überhaupt nicht aus. An manchen Stellen droht sogar der völlige Kollaps. Nun streiten beide Länder um Gleise und Geld.

Zum Beispiel Falkensee: Der Regionalbahnverbindung von hier nach Berlin droht aus Sicht von Peter Buchner zukünftig der Kollaps. „Es kann sein, dass dort morgens von sechs bis neun kein Zug mehr fährt“, sagte der Geschäftsführer der Berliner S-Bahn, am Dienstagabend auf einer Diskussionsveranstaltung der Spandauer Grünen. Die Strecke in Richtung Hamburg sei völlig überlastet. Da bei Trassenkonflikten der mehr Entgelt zahlende Fernverkehr den Vorrang habe, bedeute jeder Fahrplanwechsel für den Regionalverkehr „neues Spiel, neues Glück“. Deshalb sei die Verlängerung der S-Bahn von Spandau nach Falkensee „aktueller denn je“.

Diese haben die Berliner SPD und CDU im Koalitionsvertrag vereinbart. Brandenburg lehnt diese jedoch ab, Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD) favorisiert den Bau eines zusätzlichen Regionalbahngleises von Nauen bis Berlin und so auf eine schnelle Anbindung ans Berliner Zentrum, denn anders als die S-Bahn halten Regionalzüge nur an wenigen Stationen. Den Bewohnern der Ortsteile Staaken und Falkenhagener Feld ist damit jedoch wenig gedient.

Zumindest der Ausbau der S-Bahn vom Bahnhof Spandau bis zur Stadtgrenze wird vom Senat weiter verfolgt, sagte der SPD-Verkehrsexperte Daniel Buchholz. Er bezog sich auf Gespräche mit Verkehrs-Staatssekretär Christian Gaebler (SPD). Für eine Verbindung nach Falkensee oder zumindest bis Albrechtshof ist der für eine staatliche Förderung notwendige Nachweis der volkswirtschaftlichen Wirtschaftlichkeit erbracht. „Wir müssen aus Berlin erst einmal ohne Brandenburg planen“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Stefan Gelbhaar. Der Bau der Trasse bis Albrechtshof sei ein Angebot an Brandenburg, sie von dort aus zu verlängern. Die rund 50 Besucher aus Spandau und Falkensee waren gespalten. Etwa die Hälfte befürwortete die S-Bahn. Die anderen hielten sie für überflüssig oder befürchteten durch den Bau von zusätzlichen Gleisen Beeinträchtigungen durch das Heranrücken der Trasse an die Wohnbebauung.

Wann die Züge tatsächlich über den Bahnhof Spandau hinaus rollen könnten, darauf wollte sich keiner der Teilnehmer festlegen. SPD-Mann Buchholz sieht jedoch trotz des 2019 auslaufenden Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes keine Probleme hinsichtlich der für den Bau benötigten Bundeszuschüsse. Schließlich habe die Bundesregierung im Einigungsvertrag die Wiederherstellung von durch die deutsche Teilung unterbrochenen Strecken zugesagt. „Das werden wir jetzt einfordern“, sagte Buchholz.

Von diesen Regelungen profitieren könnten auch Kommunen wie Stahnsdorf oder Kleinmachnow im Süden Berlins. Hier waren mit dem Bau der Mauer gleich zwei Bahnlinien gekappt worden: Die „Stammbahn“, die von Zehlendorf über Kleinmachnow bis nach Potsdam führte und die alte Friedhofsbahn. Die gut 4,2 Kilometer lange Strecke zwischen Wannsee und dem Stahnsdorfer Südwestkirchhof war in der Nacht zum 13. August 1961 eingestellt worden. Alle Versuche, den Schienenstrang zu reaktivieren und darüber hinaus einen Ringschluss nach Teltow-Stadt zur S 25 herzustellen, sind bisher gescheitert.

Letztmalig hatte die Bundesregierung den Wiederaufbau der sogenannten Friedhofsbahn im März vergangenen Jahres als unwirtschaftlich abgelehnt. Eine Verlängerung der Gleise aus der anderen Richtung, von Teltow nach Stahnsdorf, lehnte jüngst nicht nur der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg ab, sondern auch das Brandenburgische Verkehrsministerium. Für den Wiederaufbau sei kein Geld da. Ziel des Landes sei es, mit der Schiene abgelegene Regionen in Brandenburg zu erschließen, hieß es. Es gelte den Betrieb der Regionalbahnstrecken zu sichern. Man könne aber darüber reden, inwieweit die Kommunen selbst einen Ausbau tragen könnten.

Die S7 nach Potsdam wurde 1990 zwar wiedereröffnet – allerdings nur eingleisig. Das zweite Gleis war vor dem Mauerbau als Kriegsreparation entfernt worden. Im Betrieb verursacht das fehlende Gleis immer wieder Verspätungen.

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