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Es muss nicht immer der Badesee sein - wir zeigen, wie man die Ferien in Berlin genießen kann.

© dpa

Urlaub in Berlin: Ohne Heimweh ganz weit weg

Die Reise in die große Welt ist schon vorbei oder für diesen Sommer gar nicht erst geplant? Macht doch nichts. Auch ohne Berlin zu verlassen, können Sie einmal um die Erde fahren. Wir zeigen Ihnen die Möglichkeiten für den Urlaub zuhause.

Es muss nicht immer das Strandbad Wannsee sein: Berlin bietet unendliche Möglichkeiten, die Ferien zuhause zu verbringen. Wir zeigen Sie Ihnen auf den nächsten Seiten.

Fast wie eine Reise um den Globus

Die Gärten der Welt in Marzahn.
Die Gärten der Welt in Marzahn.

© Christoph Giese

Die Gärten der Welt

Der Weg führt von Korea über Japan nach Italien, und bevor es zum Abschluss in den Orient geht, liegen auch noch ein paar Spielplätze auf dem Weg: So vielfältig, so zauberhaft sind die „Gärten der Welt“, dass sich die Fahrt raus nach Marzahn locker lohnt. Kunstvolle Bachläufe und Steinlandschaften sind in den asiatischen Gärten angelegt, im christlichen Garten dagegen gibt es einen Wandelgang gestaltet aus goldfarben lackierten Buchstaben, während im orientalischen Garten das Zedernholz duftet und die Brunnen plätschern. Wer einfach einen schönen Spaziergang genießen will, ist in anderthalb Stunden durch, doch wer Zeit hat und Erholung braucht, kann hier einen ganzen Tag lang durch die Gärten streifen und zwischendurch auf einer der großen Liegewiesen entspannen. Und vier Euro sind für eine kleine Weltreise ein schwer zu unterbietender Preis.

Fast wie in der Türkei

Einkaufen auf dem Crellemarkt

Fünf Birnen für 30 Cent, zwei Salatköpfe für einen Euro, das Angebot ist unschlagbar. Doch es sind nicht nur die Preise, die bei vielen Besucher dieses kleinen Marktes am nordöstlichen Ende der Crellestraße Urlaubsgefühle wecken. Während andere Ecken des reichhaltigen türkischen Lebens in der Stadt recht touristisch erschlossen sind, kauft hier mittwochs und sonnabends der Kiez. Die Verkäufer singen fröhlich, wenn sie ihre Stände am späteren Vormittag liebevoll bestückt haben, und brüllen dann Passanten die Kampfpreise entgegen, auf Deutsch oder Türkisch, wie es eben passt. Und wenn wieder mal jemand zugeparkt wurde in den überfüllten Straßen rund um den Marktplatz, ereifern sich die Marktschreier in Hilfsbereitschaft, um den Besitzer ausfindig zu machen.

Der Crellemarkt in Schöneberg.
Der Crellemarkt in Schöneberg.

© Alexander Becher

Fast wie in Thailand

Sommervergnügen im Preußenpark

Offiziell heißt er zwar Preußenpark, aber die meisten seiner Besucher kennen ihn längst unter einem anderen Namen: „Thaipark“. Anfang der Neunziger begannen in Berlin lebende Thailänder, sich auf dem Wilmersdorfer Grün zu treffen, mittlerweile kommen auch Vietnamesen, Chinesen und Philippinos. Jedes Wochenende überzieht ein Gewimmel von Decken, Kühltaschen und Sonnenschirmen den Rasen, durch die Luft weht der Geruch von frittierten Bananen und hausgemachtem Curry. Die frischen Speisen können Besucher bei vielen der Köche erstehen. Doch Vorsicht: Die Behörden versuchen schon lange, den Verkauf zu unterbinden, denn hygienische Standards hält hier wohl keiner der Anbieter ein. Wer satt kommt, kann das Ambiente ganz sorgenlos genießen.

Fast wie im hohen Norden

Picknick im Preußenpark.
Picknick im Preußenpark.

© dpa

Dinieren im Munch’s Hus

Wikinger, Fjorde und teure Spirituosen – dafür ist Norwegen bekannt. Aber für seine Küche? Kenneth Gjerrud will das ändern, auch wenn das offensichtlich nicht so schnell geht. Seit 2001 betreibt der Koch in der Bülowstraße in Schöneberg „Munch’s Hus“, das erste und einzige norwegische Restaurant Deutschlands. Kräftig und derb ist die Küche, und so stehen in der quittengelb gestrichenen Gaststätte, na klar, Kabeljau und Elch auf der Speisekarte, direkt aus der Heimat importiert. Zu empfehlen ist auch das einfache Nationalgericht: Lamm in Weißkohl und Kartoffeln. Kronprinzessin Victoria und die Popband A-ha waren im „Munch’s Hus“ schon zu Gast. Und die Preise entsprechen zum Glück nicht norwegischem Niveau, selbst beim Hochprozentigen: Das Glas Aquavit gibt’s für drei Euro.

Fast wie in Spanien:

Das Restaurant "Mnch's Hus" in Schöneberg.
Das Restaurant "Mnch's Hus" in Schöneberg.

© Alexander Becher

Wandern auf dem Pilgerweg

Im Sommer sind die Wege nach Santiago de Compostela hoffnungslos überfüllt. Zum Glück ist das spanische Stück nur das berühmte Ende des Jakobsweges. Direkt in Mitte liegt ein weiterer Pfad des europäischen Wegenetzwerks, das Jakobspilger schon vor Jahrhunderten nutzten. Die Wallfahrt beginnt an der Marienkirche und führt sieben Tagesmärsche lang stramm Richtung Nordosten, durch Alleen von Apfelbäumen und vorbei an kleinen gotischen Dorfkirchen. Endpunkt der 141 Kilometer langen Pilgerroute ist die „Wunderblutkirche“ St. Nikolai in Bad Wilsnack – bis ins 16. Jahrhundert eines der wichtigsten Wallfahrtsziele Nordeuropas.

Fast wie in Italien

Sonnenuntergang in der Zitadelle

Francesco Chiaramella de Gandino hatte immerhin einen Palazzo in Trentino geplant, bevor ihn der Kurfürst nach Spandau holte, um aus seiner mittelalterlichen Burg eine moderne Festung italienischer Art zu machen. Gesagt, getan. In letzter Zeit stand die Zitadelle allerdings selten unter Artilleriebeschuss und hat sich so zu einem beliebten Ausstellungs- und Kulturort entwickelt. Die Gemälde und Karten im alten Kommandantenhaus erzählen die bewegte Geschichte des Baus. Am schönsten ist die Zitadelle wohl bei Einbruch der Dunkelheit: Noch bis Ende August werden im Rahmen des „Citadel Music Festival“ dann Open-Air-Konzerte auf dem Innenhof veranstaltet. Am 6. August kommt Altrocker Iggy Pop, am 23. August Jazzpianist Jamie Cullum.

Der Pilgerweg, der mitten in Berlin beginnt.
Der Pilgerweg, der mitten in Berlin beginnt.

© David Heerde

Fast wie in der Karibik

Tauchen im Groß Glienicker See

So blau wie das Meer vor den Bahamas sind die Gewässer Berlins vielleicht nicht, und auch Korallenriffe sind rar. Aber mit Sichtweiten von durchschnittlich drei bis vier Metern ist der Groß Glienicker See immerhin das klarste Tauchgewässer der Stadt. Klar genug jedenfalls, dass Taucher aus sicherer Distanz die Karpfen, Barsche, Aale und Hechte beobachten können, die manchmal sogar ganz schön groß werden: Vor zwei Jahren zog ein Hobbyangler einen 16-Kilo-Hecht aus dem Wasser. Bis 1989 war der bis zu zehn Meter tiefe See zwischen Kladow und Potsdam Sperrgebiet. Die Bojen, die auf den Wellen hüpften, markierten die Grenze zur DDR. Heute ist der See perfekt für Tauchanfänger: Kein Bootsverkehr, bunte Tierwelt – und nach ein paar Proberunden mit dem Tauchlehrer im Pool geht’s direkt zum ersten Tauchgang.

Fast wie auf dem Mississippi

Die Zitadelle Spandau.
Die Zitadelle Spandau.

© Kitty Kleist-Heinrich

Per Floß über den Müggelsee

Auf Amerikas großem Strom wollten Tom Sawyer und Huckleberry Finn in die Freiheit schippern – bis ihr Floß ungewollte Bekanntschaft mit einem Raddampfer machte. Deutlich friedlicher geht es da zum Glück meist auf den Berliner Seen zu. In vielen Orten am Wasser lässt sich ein Floß mieten, zum Beispiel in Friedrichshagen am Nordufer des Müggelsees. Von hier bricht man am besten auf zu einer Runde um die Müggelberge mit Zwischenstopp am Schloss Köpenick auf der Dahmeinsel. Die große Tour weiter bis zum Langen See – vorbei am historischen Fährhaus und dem Seebad Wendenschloss – und zurück über den Seddinsee dauert fünf Stunden, mit Essens- und Verschnaufpausen ein paar mehr. Floßfahrer packen neben Badesachen am besten auch Holzkohle und Bratwürste in den Rucksack: Grillen ist an Bord erlaubt.

Kalle Harberg

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