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Berlin: Urlaub ohne Pauken

In Englischcamps in Berlin und Brandenburg wird gespielt, geklettert, gegrillt, und die Sprache kommt ganz nebenbei

Auslandserfahrung können die Kinder später sammeln. Auch in Brandenburg finden sich gute Möglichkeiten, eine Ferienwoche lang Leben fern von Mama und Papa zu wagen und dabei eine Fremdsprache weniger fremd werden lassen. Und auf Malta wäre das Kind auch umgeben von deutschsprachigen Altersgenossen. Die lange Anreise ins Ausland lohnt sich kaum für fünf Unterrichtstage, und ein zweiwöchiger Kurs in englischsprachigen Ländern ist selten für weniger als 1000 Euro zu haben.

Es gibt also handfeste Gründe, zum Sprachenlernen nicht unbedingt das Weite zu suchen, was bei den ganz Kleinen ohnehin nicht so leichtfällt. „Eltern schicken ihr vierjähriges Kind ungern weit weg, wo sie es nicht jederzeit erreichen können“, sagt Martin Schröder.

Der Geschäftsführer der Spielsprachschule Berlin hat für Vier- bis Zwölfjährige eine verlockend kurze Anreise anzubieten: Das Sprachcamp der Schule liegt in Grünheide, nur 15 Kilometer südöstlich von Berlin. „Die Eltern bringen ihr Kind am Sonntag hin und können es am Freitag abholen. Das ist für sie sehr angenehm.“ Während die Eltern also arbeiten, machen die Kleinen ihre ersten Erfahrungen mit der Weltsprache Englisch oder treten den Beweis an, dass sie keine Anfänger mehr sind.

Anstelle von Frontalunterricht gibt es täglich sogenannte Spielsprachstunden. „Unsere Unterrichtsmethode ist, die Kinder ganzheitlich an die Sprache heranzuführen. Sie lernen mit allen Sinnen.“ Im gesamten Umfeld bemühen sich die Betreuer, „Spielleiter“ genannt, den Kindern Englisch näherzubringen, selbst beim Grillen und auf Nachtwanderungen. „Nur wenn es um Sachen wie Heimweh geht, wird auch Deutsch gesprochen", sagt Schröder.

Die Nähe zur Hauptstadt und die kleinen Lerngruppen von höchstens sechs Kindern pro Betreuer haben ihren Preis: Sechs Tage kosten 449 Euro, Anmeldungen sind bis eine Woche vor Beginn des Sprachlagers möglich. Die Familien können vorher in der Berliner Filiale der Sprachschule vorbeikommen und die Betreuer kennenlernen.

In den Angeboten von Yoyocamps wird ganz aufs Pauken verzichtet. „Wir wollen keinen Unterricht machen, weil die Kinder Ferien haben“ sagt die Veranstalterin Sabine Bartels. Beim Klettern, Kanufahren und Bewegungsspielen sollen die Kinder die Fremdsprache auf natürliche Weise aufnehmen, wie ihre Muttersprache. Dazu gibt es viele Sprachspiele. „Wir versuchen, die Kinder und Jugendlichen viel zum Selbersprechen zu bringen. Wenn es innerhalb eines Spiels notwendig ist, dann machen sie es auch, ohne dass wir drängeln müssen.“

Die Ferienlager mit Übernachtung finden jeweils von Sonntag bis Freitag an verschiedenen Orten in Brandenburg statt, zu Preisen von 300 bis 360 Euro. Neben Englisch wird auch jeweils ein Termin mit Spanisch und Französisch angeboten. Außerdem veranstaltet Yoyo auch in Berlin selbst sogenannte Daycamps, bei denen man nach einem mit Aktivitäten gefüllten Tag zu Hause übernachtet. „Das empfehlen wir bei sehr jungen Kindern. So ab zehn Jahren halte ich ein Übernachtungscamp für optimal. Aber auch Jugendliche bleiben manchmal lieber zu Hause, weil sie abends noch andere Freunde treffen können.“

Vergleichbare Angebote gibt es auch von den Sprachschulen Reisemeise (auch auf Spanisch) und Oskar lernt Englisch. Das GLS-Sprachenzentrum führt ein Sprachcamp auf dem Campus der Teikyo University in Berlin-Schmöckwitz durch, auf dem die deutschen Teilnehmer mit Schülern aus der ganzen Welt zusammentreffen. Nach drei Unterrichtsstunden gibt es ein gemeinsames Freizeitprogramm. Dieses Angebot kostet 620 Euro pro Woche.

Wer seinem Kind nicht den ganzen Tag verplanen will, kann es in einen der zahlreichen Sprachkurse schicken, die über die Sommerferien für Kinder und Schüler angeboten werden. Auch hier wird besonders Wert auf spielerisches Sprachenlernen gelegt.

Die Nachhilfeschule Lernwerk veranstaltet einen Ferienworkshop mit dem schönen Namen „Travelling through England in a week“. Er umfasst jeweils zwei Stunden von Montag bis Freitag und kostet 99 Euro. „Wir fahren mit den Kindern in Gedanken nach England, so dass sie ihre Hemmungen vor Land und Sprache verlieren.“ Karen Schnier und ihr Team von „Reiseleitern“ zeigen den Kindern mit Tonaufnahmen aus britischen Städten, wie zum Beispiel die Glocken des Big Ben im Londoner Nebel klingen und was man machen muss, um dort vom Bus mitgenommen zu werden. Man lernt auch, dass auf der Insel Chips crisps heißen und Pommes chips: „Entscheidend ist, dass es Spaß macht.“

Um die kleinen Lerngruppen mit drei bis fünf Teilnehmern der Jahrgangsstufen 7 bis 9 dort abzuholen, wo sie mit ihren Englisch- und Englandkenntnissen stehen, führen die Kursleiter Vorgespräche mit den Schülern und bauen den Unterricht individuell auf. Während der Kurswoche entwerfen die Kinder eine englische Stadt nach ihren Vorstellungen und basteln dazu ein Brettspiel.

Sprachcamps:

Lernwerk, www.lernwerk.de, Telefon 530 00 50. Yoyocamps, www.yoyocamps.de, Telefon 033 20 52 10 77 5. Spielsprachschule, www.spielsprachschule-berlin.de, Telefon 670 685 90. Reisemeise, www.reisemeise.com, Telefon 296 699 07. GLS-Sprachenzentrum, www.gls-sprachenzentrum.de, Telefon 780 089 10. Oskar lernt Englisch, www.oskar-lernt-englisch.de, Telefon 33 93 79 40.

Weitere Kursangebote:

Idioma, www.idioma-sprachen.eu, Telefon: 833 09 93. Kindersprachclub, www.kindersprachclub.de, Telefon 893 56 66. Die Neue Schule, www.neueschule.de, Telefon 873 03 73. Volkshochschule Reinickendorf, www.berlin.de/vhs-reinickendorf, Telefon 902 94 48 00.

Bojan Krstulovic

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