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Leider kein seltener Anblick. Mehr als 2000 Biker wurden 2016 in Berlin verletzt.

© Sven Grundmann/dpa

Ursachen von Motorradunfällen: Warum Biker in Berlin gefährlich leben

In der Stadt müssen Motorradfahrer vor allem Linksabbieger fürchten. Außerorts verunglücken sie oft durch eigenes Fehlverhalten. Ein Blick in die Statistik.

Nur an jedem 53. der insgesamt 141.000 Verkehrsunfälle des vergangenen Jahres in Berlin war ein motorisiertes Zweirad beteiligt. Aber jeder achte Verunglückte saß auf einem Moped, Roller oder Motorrad: Mehr als 2000 Biker wurden auf den Straßen der Hauptstadt verletzt, fast 400 davon schwer. Und zehn starben im vergangenen Jahr, fünf bisher in diesem.

56 Prozent der Unfälle, in die Biker in Berlin verwickelt waren, wurden laut Polizeistatistik maßgeblich von anderen Verkehrsteilnehmern verursacht. Katastrophal enden oft vor allem die Unfälle, bei denen links abbiegende Autofahrer ein entgegenkommendes Krad – wohl wegen dessen schmaler Silhouette – übersehen. Gefahr droht Bikern oft auch, wenn parallel fahrende Autos die Spur wechseln. Doch auch die Motorradfahrer könnten viel zu ihrer Sicherheit beitragen: „Ungenügender Sicherheitsabstand“ ist die bei Weitem häufigste Ursache für die Unfälle, die die Zweiradfahrer selbst verursachen. Vielen dürfte nicht bewusst sein, dass ein Motorrad einen längeren Bremsweg hat als ein Auto, sodass Drängler unvermeidlich in den Vordermann krachen, wenn der plötzlich hart bremst.

Deutlich hinter dieser Hauptursache folgen „nicht angepasste Geschwindigkeit“ sowie Fehler beim Abbiegen oder beim Fahrspurwechsel. Alkohol spielt dagegen keine große Rolle.

Außerhalb der Stadt ist die Situation deutlich anders. Laut Statistischem Bundesamt hat sich der Anteil der tödlich verunglückten Biker an allen Verkehrstoten in den vergangenen 25 Jahren fast verdoppelt. Nach Angaben der Unfallforschung der Versicherer (UDV) ist das Risiko pro gefahrenem Kilometer, tödlich zu verunglücken, per Motorrad etwa 18-mal höher als im Auto.

Auf Landstraßen wird oft extrem gerast

Die UDV hat ermittelt, dass auf Landstraßen außerorts jeder zweite Unfall mit Motorradbeteiligung ein Alleinunfall ist. Dieselbe Quote ergibt sich für die außerorts schwer verletzten Biker. Bei den Toten ist jeder dritte ohne Zutun eines anderen verunglückt. Dabei konzentrieren sich die schlimmsten Unfallschwerpunkte auf relativ wenige Abschnitte, auf denen dann allzu riskant gefahren wird. Oft ist es pure Raserei, wie die Unfallforscher rekonstruiert haben: In 80 Prozent der Fälle hätten die Biker bei misslungenen Überholmanövern nicht einmal mehr die Chance gehabt, auf den Gegenverkehr zu reagieren.

So gesehen war der Biker noch gut dran, dem am Freitagabend auf der Stadtautobahn in Neukölln bei 138 km/h nur die Polizei in die Quere kam. 1360 Euro, drei Monate Fahrverbot und zwei Punkte sind für den 43 Jahre alten Kawasaki-Fahrer fällig.

„Leider sehen wir, dass die Landstraßenbegrenzung auf 100 km/h nicht einmal als grober Anhaltspunkt betrachtet wird“, schreibt UDV-Leiter Siegfried Brockmann mit Verweis auf seine Datenanalyse. Ein Zusammenhang mit dem Leistungsgewicht der Maschinen – also die Tendenz, dass hoch motorisierte Sportbikes häufiger verunglücken – sei statistisch belegbar. Und ein in neuen Autos längst serienmäßiges Antiblockiersystem zum Bremsen sei zwar jetzt auch für neue Motorräder vorgeschrieben – aber nur für die mit mehr als 125 Kubikzentimetern Hubraum.

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