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Berlin: V-Mann "Wien" will nicht zahlen

Die unendliche Geschichte um den ehemaligen V-Mann des Verfassungsschutzes, Volker von Weingraber, findet auch vor Gericht kein Ende. Bereits seit acht Jahren versucht das Land Berlin vor einem Zivilgerichtshof in Florenz, von Weingraber 450 000 Mark zurück zu fordern.

Die unendliche Geschichte um den ehemaligen V-Mann des Verfassungsschutzes, Volker von Weingraber, findet auch vor Gericht kein Ende. Bereits seit acht Jahren versucht das Land Berlin vor einem Zivilgerichtshof in Florenz, von Weingraber 450 000 Mark zurück zu fordern. Er hatte das Geld 1987 erhalten, um sich zum zweiten Mal eine neue Existenz aufbauen zu können. Und eigentlich sollte in dem Streit Anfang Februar ein Urteil gefällt werden. Doch die Prozess führende Berliner Finanzverwaltung teilte auf Anfrage des Tagesspiegel mit, der Termin sei auf unbestimmte Zeit verschoben. Damit geht die Geschichte um die Verwicklungen des Berliner Verfassungsschutzes in den Mordfall Schmücker im Jahre 1974 in eine weitere Runde.

Unter dem Tarnnamen "Wien" arbeitete der damalige Zuhälter und Kleinkriminelle Volker von Weingraber in den 70er Jahren als Informant für den Verfassungsschutz und lieferte vor allem Informationen über die anarchistische Gruppierung "Schwarzer Juni". Als 1974 der Student Ulrich Schmücker als mutmaßlicher Verräter erschossen wurde, erhielt von Weingraber noch in der Tatnacht die Mordwaffe und gab sie an seinen Agentenführer weiter. Um den V-Mann nicht zu enttarnen, ließen die Verfassungsschützer den Revolver in ihren Panzerschränken verschwinden. Nachdem Weingrabers Informantentätigkeit 1979 schließlich doch bekannt geworden war, erhielt er vom Verfassungsschutz rund eine halbe Million Mark, um unterzutauchen und sich im Ausland eine neue Existenz aufzubauen. Von dieser Summe kaufte von Weingraber in der Toskana ein Weingut. Doch auch diese Tarnung flog 1986 auf. Da die Berliner Verfassungsschützer Racheakte gegen ihren Ex-Spitzel befürchteten, erhielt er noch einmal 450 000 Mark für einen erneuten Identitätswechsel. Von Weingraber kassierte zwar, blieb aber in der Toskana und investierte das Geld in sein Weingut.

Seit 1994 fordert das Land Berlin die Summe zurück. Von Weingraber behauptet, das Geld sei ihm ohne jegliche Verpflichtung übergeben worden. Der Verfassungsschutz bestreitet dies. Nachdem der Fall nun plötzlich an eine andere Kammer abgegeben wurde, ist eine Entscheidung erneut in weite Ferne gerückt.

Otto Diederichs

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