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Berlin: Vätern auf der Spur: Amt wird zur Detektei

Im Neuköllner Rathaus fahnden neuerdings 35 Mitarbeiter nach zahlungsunwilligen Männern

Von Kerstin Heidecke

Mit verstärktem Personaleinsatz will das Neuköllner Bezirksamt jetzt säumige Unterhaltsschuldner verstärkt zur Kasse bitten. Wenige Minuten der Freude können auch lebenslange Pflichten zur Folge haben. „Wir wollen dafür sorgen, dass beide Elternteile sich dem nicht entziehen können“, kündigt Jugendstadtrat Thomas Blesing (SPD) an. Die Mühe könnte sich lohnen. Neben den Teilbezirken Wedding und Tiergarten liegt Neukölln mit der Auszahlung von Unterhaltsvorschüssen an der Spitze. Die Finanzhilfe für Alleinerziehende kostete den Bezirk im vergangenen Jahr sechs Millionen Euro. An 3000 Alleinerziehende musste Neukölln Unterhaltsvorschüsse überweisen, weil ein Elternteil nicht für seinen Sprössling aufkommen wollte oder konnte. Insgesamt 48 Millionen Euro musste Berlin im vergangenen Jahr für Unterhaltsvorschüsse ausgeben. Und nur etwa 19 Prozent davon konnten wieder eingetrieben werden. In Neukölln lag die Rückholquote bisher nur bei 15 Prozent.

Deshalb erhalten die 26 Mitarbeiter der Neuköllner Unterhaltsvorschuss-Stelle nun Verstärkung aus dem Personalüberhang. 35 Mitarbeiter können künftig nach den Schuldnern fahnden. „Ist der Aufenthaltsort des säumigen Elternteils bekannt, erhält er von uns erste Schreiben mit einer sorgfältig formulierten Bitte“, sagt Blesing. Nicht immer arbeiten aber auch die Mütter an der Lösung mit und bezeichnen statt dessen den Kindesvater als anonyme „Disco-Bekanntschaft“. Bleibt der angegebene Vater unauffindbar, ist Recherche gefragt: Einwohnermeldeämter, Krankenkassen, Arbeitgeber, Kontaktbereichsbeamte, Ausländerzentralregister, Versicherungsanstalten, die Flensburger Autokartei … Blesing ist optimistisch, dass sich die Personalaufstockung auszahlen wird: „Erfahrungen zeigen, dass jeder Mitarbeiter, der sich um die Einziehung der bevorschussten Unterhaltsbeträge kümmert, mehr Gelder einzieht, als er selbst kostet.“

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