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Berlin: Vater schickte seine Söhne zum Drogenhandel

Polizei fasst Bande, die auf der U 8 unterwegs war Monatelange Ermittlungen gegen Großfamilie

Der mutmaßliche Kopf einer Heroinhändler-Bande sowie acht weitere Drogendealer sind am Freitagmorgen festgenommen worden. Laut Polizei handelt es sich dabei um einen 45-jährigen Mann, der auch seine 17- und 19-jährigen Söhne in die kriminellen Geschäfte eingebunden hatte. Die drei Männer und ein weiterer 19-Jähriger wurden am Abend einem Haftrichter vorgeführt. Alle Verdächtigen sollen zu einer berüchtigten arabischen Großfamilie gehören.

Hassan El-N. soll seine beiden Söhne regelrecht zum Drogenverkauf abkommandiert haben, ebenso die anderen sechs männlichen Verwandten im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. Die Polizei sprach von einer „konspirativ agierenden Bande“. 25 Mobiltelefone wurden beschlagnahmt, mit denen der Heroinhandel organisiert wurde. Tätig war der Clan vor allem auf dem U-Bahnhof Schönleinstraße an der Grenze zwischen Neukölln und Kreuzberg, aber auch am Kottbusser Tor und am U-Bahnhof Hermannstraße.

Zeitgleich mit den Festnahmen drangen Spezialisten in die Wohnung von Hassan El-N. in der Brandenburgischen Straße in Wilmersdorf und in drei weitere Wohnungen in Nord-Neukölln ein. Obwohl Drogenspürhunde im Einsatz waren, wurde kein Heroin gefunden. Die Ermittler stellten jedoch zahlreiche Utensilien sicher, die fürs Mischen und Verpacken von Drogen verwendet werden.

Der Name der Großfamilie ist dem Vernehmen nach bereits auf einer internen Liste des Landeskriminalamtes verzeichnet: Ein junges Familienmitglied wird als einer der acht sogenannten Kinderdealer geführt. Der Junge, von dem die Polizei fest annimmt, dass er schon lange strafmündig ist, war bei der Razzia jedoch nicht aufgefallen. Wie berichtet, haben Mediziner unter anderem einem angeblich 13-Jährigen nachgewiesen, dass er 21 Jahre alt ist.

Die Familie El-N. ist seit langem polizeibekannt. Bereits seit Monaten liefen die Ermittlungen zum aktuellen Fall. Dabei sei die „Organisationsstruktur mit allen Facetten der Portionierung, Verpackung, Aufbewahrung und den Verkaufsmodalitäten offengelegt“ worden, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Schon am 7. Oktober wurden drei Dealer aus dieser Familie beim Handel mit Drogen erwischt und festgenommen.

Ein anderer Teil der Großfamilie agierte zudem in Wedding. Im September 2009 war der Chef dieses Zweiges, Mohammad El-N. zu sechs Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Die drei damals 16- bis 18-jährigen Komplizen erhielten bis zu drei Jahre und neun Monate. Der heute 28-jährige Kopf dieses Familienzweigs hatte den Heroinhandel auf der U-Bahn- Linie 6 zwischen Wedding und Friedrichstraße organisiert, Hauptumschlagplatz war die Station Schwartzkopffstraße.

Die Drogen hatten die Dealer im Tunnelbereich der U-Bahn gebunkert. Auch in diesem Fall waren monatelange Ermittlungen vorausgegangen. An jedem Tag sollen die vier Männer zwischen 1000 und 3000 Euro verdient haben, hieß es im Prozess, bei Preisen von zehn Euro je Portion Heroin. Im Jahr 2009 war siebeneinhalb Mal so viel Heroin in Berlin sichergestellt worden wie 2008: insgesamt 140 Kilogramm.

Schon Kinder und Jugendliche werden von der Großfamilie in die Bahnhöfe geschickt. So war Walid El-N. erst 14 Jahre alt, als er 2005 das erste Mal vor dem Haftrichter stand: Zivilfahnder hatten ihn im U-Bahnhof Westhafen mit 20 Drogen-Kügelchen („Verkaufseinheiten“) erwischt.

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