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Berlin: Venezianische Nächte sind lang

Zum 15. Mal hatten die Museen bis in den frühen Morgen geöffnet. Im Mittelpunkt diesmal: Der Karneval. Für Kinder begann das Programm schon am Nachmittag

Applaus setzte ein, als die ersten Busse vorm Roten Rathaus vorfuhren. Es regnete; und an die tausend Menschen hatten sich gegen 18 Uhr am Samstagabend zum Beginn der 15. Langen Nacht der Museen auf dem Platz vor dem Rathaus versammelt. Nun ging es also los. Hier und an 80 anderen Orten der Stadt – und zehntausende von Menschen waren wieder dabei.

Wie in der Alten Nationalgalerie, die zu Orgelklängen mit farbigen Lichtern angestrahlt wurde. Wie im PeiBau des Deutschen Historischen Museums, wo Schüler des Lette-Vereins eine Modenschau zeigten. Wie auf dem Kulturforum, wo „carne vale“ das Thema war – der venezianische Karneval. Zwischen den Skulpturen der Wandelhalle bewegte sich grazilen Schritts zu barocker Musik eine Tanzgruppe. Durchs Foyer stolzierten hoch auf Stelzen Mitglieder des „Vereins zur Überwindung der Schwerkraft“. Die Gäste waren eingeladen, ihr Gesicht zu verbergen: Masken konnten sie sich aus Pappe schneiden oder sich schwarz auf die Haut schminken lassen. Manche erschienen gleich zur Gänze in passender Robe – wie Norbert und Ingrid Haug. Stilecht kam das Ehepaar in barockem Staat zur Langen Nacht, mit Dreispitz und Haube, Gehrock und Kleid. Nicht, weil kostümierten Besuchern freier Eintritt verheißen war, sondern weil sie sich für ihr Leben gern verkleiden, wie sie erzählten. Sie haben mehrere originalgetreue Gewänder zu Hause und nehmen jede Gelegenheit wahr, sie auszuführen.

Schon am Nachmittag war das Kulturforum voll gewesen: Da tobten Kinder durch die Hallen, von einem Bild zum anderen auf einer „Schatzsuche“. Auch das Mitmach-Museum im Prenzlauer Berg und andere Häuser hatten vor dem eigentlichen Beginn der Langen Nacht Kinderprogramme angeboten.

Zeitgenössischer als im Kulturforum ging es nebenan in der Neuen Nationalgalerie zu. Hier zeigte das New Yorker Museum of Modern Art schon mal als Diashow die 212 Bilder seiner Sammlung, die ab 20. Februar hier im Original zu sehen sein werden. Picasso, Chagall, Matisse, Dalí, Magritte – all die Meister des vergangenen Jahrhunderts.

Am Potsdamer Platz hatte der Verein der Diplomatenfrauen „Willkommen in Berlin“ zu einer Sonderführung ins Haus Huth geladen. Dort waren Werke aus der Daimler- Chrysler-Sammlung und der Ileanna-Sonnabend-Collection aus New York zu sehen. Thera Denot Medeiros, die Frau des brasilianischen Botschafters war allerdings angesichts der 30 Installationen etwas enttäuscht: „Mir fehlen richtige Bilder.“ Doch der Abend war ja noch nicht zu Ende. Später wollten die Diplomaten noch zu den Ateliers in den Gesobau-Gerichtshöfen in Wedding fahren.

Dort war überhaupt einiges los – ungewöhnlich für die Museumsnacht. Im Soldiner Kiez hatten 13 Galerien und Künstlerwerkstätten ihre Türen geöffnet. Um auch „den Wedding zum Leuchten zu bringen“, wie sie sagten. ase/cof/jule

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