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Vergleichsarbeiten: Vera-Boykott an Neuköllner Schule

Etwa 35 Kinder haben den zweiten Teil der bundesweiten Vergleichsarbeiten in der Neuköllner Karlsgarten-Grundschule gestern nicht geschrieben. Der Bildungssenator will Disziplinarmaßnahmen gegen Lehrer einleiten

Alle Berliner Drittklässler hätten bei den Deutschtests unter anderem Lückentexte füllen sollen, um Aufschluss über ihre Rechtschreibfähigkeit zu geben (Beispielaufgaben siehe Kasten). „Unsere Forderungen haben sich nicht geändert“, begründete Hanna Rojczyk, eine von vier Lehrerinnen, die den Test verweigerten, den Boykott. Dazu gehörten etwa mehr Pädagogen mit Migrationshintergrund.

Bereits vergangene Woche hatten acht von neun zuständigen Lehrern an der Karlsgarten-Schule den Vera-Test zur Lesekompetenz nicht schreiben lassen. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) sagte, er dulde keinen Boykott. Für die Lehrer werde es Konsequenzen wie einen Eintrag in die Personalakte geben. „Andere Lehrer werden die Arbeiten an der Schule mit den Kindern nachschreiben“, kündigte sein Sprecher Jens Stiller an. Weitere Boykotte seien ihm nicht bekannt.

Mehr als 1000 Pädagogen von 53 Berliner Grundschulen hatten vor rund drei Wochen einen Protestbrief gegen die Vergleichsarbeiten unterzeichnet und einen Boykott der Arbeiten diskutiert, um Probleme von Grundschulen in sozial schwierigen Gebieten zu benennen. Die Vera-Aufgaben, mit denen Rechtschreibung, Mathematik und Lesen geprüft werden, seien für Schüler „normal geförderter Mittelstandsfamilien“ konzipiert.

An mehreren Schulen hieß es gestern, die Rechtschreibaufgaben seien „akzeptabel“ und kindgerecht gewesen. Demgegenüber würden die morgen anstehenden Rechenaufgaben sehr textlastig, so dass die Aufgaben für viele Schüler so schwer zu verstehen seien, dass sie gar nicht erst dazu kämen, sie zu bearbeiten. Die Lehrer dürften jedoch nicht einmal erklären, was die Aufgabenstellung sei.

Zöllner stellte derweil ein „Qualitätspaket“ für eine verbesserte Unterstützung der Brennpunktschulen in Aussicht. Denkbar seien etwa „Coaches“, die in die Schulen gingen, um je nach Einzelfall zu besprechen, wie zu helfen sei.pth

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