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Verachtung für alle Frauen: Messerstecher beruft sich auf krankhaften Hass

Der 52-jährige Mann, der vor seiner Zwangsräumung das Vermieterehepaar niedergestochen hatte, blickte verkniffen zur Richterbank. Er hätte am Donnerstag vielleicht auf Fragen des Gerichts geantwortet. Doch er spricht nicht, denn den Vorsitz führt eine Frau.

Über seinen Verteidiger ließ Roland W. seine Verärgerung kundtun: „Warum bieten Sie nicht einen männlichen Vorsitzenden auf?“ Auch der Platz der Staatsanwaltschaft war weiblich besetzt. „Ich trete Frauen mit Verachtung gegenüber“, ließ er mitteilen. Bei ihm liege eine Misogynie vor. Der Begriff bezeichnet eine frauenfeindliche Einstellung. Die Juristinnen nahmen es unbeeindruckt. Auf die Misogynie und die Frage, ob sein Hass auf alles Weibliche mit der Tat zu tun haben könnte, wird ein psychiatrischer Gutachter eingehen.

Roland W. hatte am frühen Vormittag des 20. August 2012 in seiner Wohnung in der Simon-Dach-Straße in Friedrichshain an drei Stellen Feuer gelegt. Mit einem Seesack und einem Messer am Gürtel verließ er sein Domizil. Nach jahrelangem Rechtsstreit sollte die Wohnung zwangsgeräumt werden. Im Hausflur traf er auf seine Vermieterin und ihren Mann. Er kannte sie nicht persönlich. Er fragte: „Sind Sie Frau S.?“ Kaum hatte sie geantwortet, stach er auf beide ein. „Es war wie ein Schlag, ich ging zu Boden, alles war voller Blut, auf der Treppe lag mein Mann“, sagte die 66-Jährige.

Immer wieder stach er zu, verletzte die Frau durch acht Stiche, traf den Mann zehn Mal. Bis es den schwer Verletzten gelang, sich in den Innenhof zu retten. W. wurde am Tatort festgenommen. Den Messerangriff gab er zu. Allerdings sei ihm „unklar, wie es dazu kam“, hieß es in der vom Verteidiger verlesenen Erklärung. Feuer habe er aus Verärgerung gelegt. Doch an das, was im Hausflur geschah, könne er sich nicht erinnern. „Ich handelte nicht mit Tötungsabsicht“, widersprach er der Anklage. Sie lautet auf zweifachen versuchten Mord. Die Frauen in den schwarzen Roben, die über ihn zu Gericht sitzen, wird W. am Montag erneut sehen.

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