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Verbandsliga: Naziparolen auf dem Fußballplatz

Der Jüdische Verein TuS Makkabi wurde bei einem Verbandsspiel erneut antisemitisch beleidigt. Klub-Chef Tuvia Schlesinger klagt: "Die Hemmschwelle ist gefallen".

Erneut sind Mitglieder des jüdischen Sportvereins TuS Makkabi am Sonnabend bei einem Fußballspiel antisemitisch beleidigt worden. Kurz nach dem Abpfiff der Verbandsligapartie gegen den Adlershofer BC in Adlershof sah ein Polizist, wie ein Zuschauer den Arm zum „Hitlergruß“ erhob und der Gastmannschaft laut Naziparolen zurief. Der betrunkene 44-Jährige wurde vorläufig festgenommen und zur Blutentnahme gebracht. Ebenso wie ein 38-Jähriger, der eine 58-jährige Betreuerin des TuS Makkabi als „Scheiß Jüdin“ beleidigt haben soll.

Der Vorsitzende von TuS Makkabi, Tuvia Schlesinger, sagte dem Tagesspiegel: „Fast kein Spieltag vergeht mehr, an dem unsere Spieler nicht antisemitisch beleidigt werden.“ Vor allem im vergangenen Jahr hätten die Beleidigungen drastisch zugenommen. „Die Hemmschwelle ist gefallen: Die Leute denken nicht nur antisemitisch, sondern sie zeigen es auch lautstark“, sagt der Vereinsvorsitzende. Dabei seien es nicht nur Deutsche, die ihren Hass auf Juden artikulierten. Erst kürzlich habe seine Mannschaft gegen „einen Nordberliner Verein mit vielen Spielern, die einen Migrationshintergrund haben“, gekickt. Aus Wut über eine Rote Karte habe einer der gegnerischen Spieler „Ich ficke diesen Judenverein“ gebrüllt.

Bereits im September 2006 hatte es beim Match gegen Altglienicke einen Spielabbruch gegeben, weil die jüdischen Kicker von den Zuschauern derart antisemitisch beleidigt worden waren, dass die Spieler den Platz verließen.

Für Makkabi-Trainer Claudio Offenberg stellen solche Vorfälle allerdings eher die Ausnahme dar. „Der überwiegende Teil der Spiele geht völlig ruhig vonstatten.“ Der Berliner Fußball-Verband kann laut seinem Präsidenten Bernd Schultz noch keine rechtlichen Schritte gegen die Festgenommenen in Adlershof unternehmen. „Wir müssen noch den Polizeibericht abwarten. Nur wenn der jeweilige Täter Vereinsmitglied ist, kann er vom Sportgericht aus dem Verband ausgeschlossen werden“, sagte Schultz. tabu/JM

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