zum Hauptinhalt

Berlin: Verbraucher langten noch mal bei billiger Butter zu

Drastische Preissprünge empören viele Berliner. Diakonie fordert Erhöhung der Hartz-IV-Leistungen

Die Preiserhöhungen für Butter und andere Milchprodukte haben viele Verbraucher verunsichert. In manchen Supermärkten machten Kunden gestern durchaus Großeinkäufe an den Kühltheken und deckten sich auf Vorrat mit Milchprodukten ein. Er habe gestern öfter beobachtet, dass Kunden bis zu zehn Päckchen Butter eingepackt hätten, berichtet beispielsweise ein Kaiser’s-Filialleiter aus Prenzlauer Berg. Dennoch sei es in der Filiale nicht zu Engpässen gekommen. In anderen Geschäften sah es ähnlich aus, wie eine Umfrage ergab. Allerdings wurden „Hamsterkäufe“ nicht flächendeckend beobachtet; in manchen Supermärkten wurde auch gestern nicht mehr Butter verkauft als sonst.

Bei der Verbraucherzentrale hingegen häuften sich die Anrufe. „Die Verbraucher sind richtig sauer“, sagt Verbraucherschützer Christoph Römer. Wenn jetzt flächendeckend die Butter erheblich teuer werde, hätten Verbraucher kaum die Möglichkeit, sich preisbewusst zu verhalten. „Da bleibt nur, die Butter dünner aufzustreichen, sie sich aber nicht vom Brot nehmen zu lassen“, sagt Römer. Preiserhöhungen seien zwar absehbar und berechtigt gewesen, da es einen regelrechten Preisverfall bei Milch gegeben habe. Römer nannte es jedoch unverschämt, wie der Handel jetzt die Situation ausnutze. „Denn die Bauern dürften am wenigsten von dieser Erhöhung profitieren“, sagte Römer.

Unterdessen hat die Direktorin des Diakonischen Werkes, Susanne Kahl-Passoth, angesichts „der gravierend steigenden Lebensmittelpreise“ gefordert, den Hartz-IV-Regelsatz anzuheben. Wenn sich „politische Instrumente gegenüber Preistreiberallianzen“ als ohnmächtig erwiesen, müssten existenzbedrohende Preiserhöhungen durch Sonderzahlungen oder die Erhöhung des Regelsatzes ausgeglichen werden, schrieb Kahl-Passoth an Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (Linke) und ihre Brandenburger Amtskollegin Dagmar Ziegler (SPD). Es dürfe nicht sein, „dass Mütter, Väter und Kinder, aber auch ältere Menschen den Gürtel noch einmal enger schnallen müssen“, sagte Kahl-Passoth. Schon jetzt kämen viele tausend Menschen nicht ohne die Hilfe von kostenlosen Mittagstischen, Armenspeisungen und Kleiderkammern aus.

Der Hartz-IV-Satz war erst Anfang Juli um zwei Euro auf 347 Euro erhöht worden. Die Leistungen, die nach Bundesgesetz gezahlt werden, sind nach Auffassung der Staatssekretärin der Sozialverwaltung, Kerstin Liebich, ohnehin zu niedrig. Deshalb habe Berlin auch dem Gesetz nicht zugestimmt. Jetzt müsse man schauen, wie sich die Lebensmittelpreise entwickeln, und prüfen, ob nachgebessert werden kann. sik

Informationen und Beratung zu Lebensmitteln gibt es bei der Verbraucherzentrale Berlin unter 214 85-140.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false