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Berlin: Verbrechensstatistik 2000: Kriminalität: Kein Wachstum

Als Erfolgsbilanz hat Innensenator Eckart Werthebach gestern die Berliner Kriminalstatistik für das Jahr 2000 vorgestellt. Sie könne sich "sehen lassen".

Als Erfolgsbilanz hat Innensenator Eckart Werthebach gestern die Berliner Kriminalstatistik für das Jahr 2000 vorgestellt. Sie könne sich "sehen lassen". Beinahe jede zweite der im vorigen Jahr registrierten 557.001 Straftaten habe aufgeklärt werden können. Im Vergleich mit dem Vorjahr wurden 15.552 Taten weniger gezählt. Dies entspreche einem Rückgang vom 2,7 Prozent. Damit gehe die registrierte Kriminalität in Berlin bereits im vierten Jahr in Folge zurück.

Es gebe auch keine gefälschte Daten, sagte Werthebach im Innenausschuss bei der Vorstellung der polizeilichen Zahlen. Dabei bezog er sich auf die Meldung des Tagesspiegels, wonach sich aufgrund eines Computerfehlers falsche Zahlen in die Statistik eingeschlichen hatten. Dass es einen solchen Fehler gegeben hat, bestritt der Senator nicht. Hierbei habe es sich um Sammelverfahren aus den Monaten Januar bis Oktober 2000 gehandelt, die von der Staatsanwaltschaft zur Nachbearbeitung zurückgegeben worden seien. Eine "Schnittmenge" von 18.617 Verfahren habe der Computer nicht erkannt. Im November sei der Rechenfehler erkannt und umgehend "geheilt" worden.

Trotz der besser aussehenden Statitstik bewege sich die Zahl der festgestellten Straftaten immer noch auf einem zu hohen Niveau, sagte der Innensenator weiter. Hervorzuheben sei allerdings ein erneuter Rückgang bei tatverdächtigen Kindern und Jugendlichen. So habe die Polizei im vergangenen Jahr 8.559 Kinder und 17.030 Jugendliche ermittelt. Im Vorjahr waren es noch 9.608 beziehungsweise 19.000 minderjährige Täter. Allerdings erschrecke ihn das "erhebliche Gewaltpotenzial" bei Straftaten von Jugendlichen.

Einen Rückgang um 6,2 Prozent gebe es auch bei nichtdeutschen Tatverdächtigen. Hier habe die Polizei im Jahr 2000 insgesamt 48.854 Personen festgestellt, wobei der Anteil "reisender Straftäter ungewöhnlich hoch" gewesen sei. Gesunken sind die Deliktszahlen auch im Bereich Gewaltkriminalität. So wurden insgeamt 715 Fälle von schwerer oder gefährlicher Körperverletzung weniger gezählt als noch 1999. Die Zahl der registrierten Morde sank von 71 auf 60 Fälle, die der Vergewaltigungen von 678 auf 552 Fälle. Im Diebstahlsbereich sank die Zahl der erfassten Delikte sogar um knapp 16.000 Fälle.

Gestiegen sind die Zahlen dagegenim Bereich der so genannten "Weiße-Kragen-Kriminalität". So stieg die Computerkriminalität um 2.067 auf insgesamt 5.900 Fälle, bei der Umweltkriminalität wurden 6.639 Fälle registriert, 119 mehr als im letzten Jahr. Zugenommen haben auch Raub (um 59 Fälle), Taschendiebstahl (um 1.352) und Drogendelikte (um 4.264).

Eine erschreckende Zunahme registrierte Werthebach ebenfalls bei politisch motivierten Straftaten. Danach stieg die Zahl rechtsextremistischer Taten von 238 auf 333, was einem Anstieg von 39,9 Prozent entspricht. Diese Zunahme sei im Wesentlichen auf Propangadelikte (148) zurückzuführen. Gestiegen sei auch die Zahl der linksextremistischen Delikte. Während es 1999 noch 749 Taten waren, wurden im Jahr 2000 nun 848 Delikte gezählt, insbesondere Landfriedensbruch, Sachbeschädigungen, Brandstiftung und Körperverletzung.

Bei der politisch motivierten Ausländerkriminalität gab es hingegen einen Rückgang auf 188 Delikte (- 34,7 Prozent). Die polizeiliche Aufklärungsrate insgesamt stieg im letzten Jahr um 0,1 Prozent auf 49,7 Prozent. Dies sei der beste Stand seit 32 Jahren. Angesichts dieser Bilanz waren sich die Abgeordneten im Wesentlichen darin einig, dass die Kriminalitätssituation in Berlin sich "nicht zu Angstkampagnen eignet", wie es der Grüne Wolfgang Wieland formulierte.

Otto Diederichs

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