zum Hauptinhalt

Berlin: Verdurstetes Kind: Mutter ist voll schuldfähig

Ergebnis des Gutachtens liegt vor Lebenslange Haft für 22-Jährige?

Für den Gutachter bestehen keinerlei Zweifel: Die 22jährige Veronika W., die ihren zweijährigen Sohn verdursten ließ, ist nach seiner Überzeugung voll schuldfähig. Bei der wegen Mordes angeklagten Mutter handele es sich zwar um eine „unreife“ Person mit „dissozialer Prägung der Charakterstruktur“, sagte Psychiater Steffen Lau gestern vor dem Berliner Landgericht. Das führe aber nicht zu einer Einschränkung der Schuldfähigkeit. Veronika W. habe dem kleinen Alisan-Turan die Schuld daran gegeben, dass sie keinen Partner und kein Geld hatte. Sie habe den Wunsch „Ich will nicht mehr“ bis zum Tod des Kindes durchgehalten. Nach dem Gutachten muss die Mutter mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen.

Veronika W. hatte ihren Sohn an einem Tag im November 2001 verlassen. Sie, die sich bis dahin gut um den Kleinen gekümmert hatte, zog die Tür des stockfinsteren Kinderzimmers zu und verschloss die Wohnungstür in dem Wilmersdorfer Haus. Sie kehrte nicht mehr zurück. Als Alisan-Turan Wochen später gefunden wurde, hockte er zusammengekauert in einer Ecke. Er war zwischen Bergen von Müll qualvoll verdurstet, sein Körper mumifiziert. Die Anklage geht davon aus, dass die Mutter ihren Sohn loswerden wollte, weil sie in ihm seinen Vater sah, weil er störte, wenn sie durch Kneipen ziehen wollte.

Zu Beginn des Prozesses vor dreieinhalb Monaten hatte die Mutter erklärt, sie habe unter „schweren Depressionen“ gelitten und Cannabis konsumiert. Der Psychiater ging jedoch lediglich von einer „leichten depressiven Episode“ aus. Die beiden Verteidiger hatte Lau mehrfach abgelehnt und ihm „fachliche Mängel“ vorgeworfen. In einer Woche werden die Anwälte den Psychiater zu seinem Gutachten befragen. K.G.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false