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Berlin: Verein kritisiert Abrisspläne für die Eissporthalle: Umzug zum Erika-Heß-Stadion gefährdet Lizenz

Empört haben die "Berlin Capitals" auf die Bereitschaft der CDU-Fraktion im Abgordnetenhaus reagiert, möglicherweise die Eissporthalle Jafféstraße abzureißen, bevor über den Umbau der Deutschlandhalle zur neuen Eissportareana entschieden ist. Es gebe keine Alternative.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Empört haben die "Berlin Capitals" auf die Bereitschaft der CDU-Fraktion im Abgordnetenhaus reagiert, möglicherweise die Eissporthalle Jafféstraße abzureißen, bevor über den Umbau der Deutschlandhalle zur neuen Eissportareana entschieden ist. Es gebe keine Alternative. Der Senat habe wiederholt zugesagt, "dass die Eissporthalle erst und nur dann abgerissen wird, wenn eine gleichwertige Ersatzspielstätte zur Verfügung steht", erklärten die Capitals gestern.

Der Verein habe dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen schon am 5. März 1999 mitgeteilt, dass das Erika-Heß-Eisstadion - das als Ersatzstandort in Betracht gezogen wird - nur für 2 440 Zuschauer zugelassen sei. Die Lizenz der Deutschen Eishockeyliga (DEL) sei aber an eine Halle für mindestens 4000 Zuschauer gebunden. Eine Ausnahmeregelung gebe es nicht.

Außerdem befürchten die Capitals, dass die Sponsoren der Mannschaft mit einem Spielbetrieb im Erika-Hess-Stadion nicht einverstanden wären. "Mit fristloser Kündigung von Sponsoring-Verträgen wäre zu rechnen." Die Voraussetzungen für eine DEL-Lizenz wären dann nicht mehr erfüllt. Der Eishockey-Club forderte die CDU-Fraktion deshalb auf, den "Wiener Beschluss" unverzüglich zu korrigieren. "Wenn der Senat nicht will, dass die Berlin Capitals weiterhin existieren, sollte er dies klar sagen, damit unsererseits Überlegungen über einen neuen Standort angestellt werden können."

Die Christdemokraten hatten sich auf ihrer Klausurtagung in Wien darauf geeinigt, dass der Bau des Südeingangs der Messehallen "höchste Priorität" habe und die alte Eissporthalle deshalb schnell abgerissen werden müsse. Als neue Eissporthalle sei die Deutschlandhalle "langfristig" zu sichern. Die CDU-Fraktion will diesen Beschluss am nächsten Dienstag ergänzen: Um einen Prüfauftrag, ob eine zeitweilige Verlagerung des Capital-Spielbetriebs nach Wedding oder Hohenschönhausen möglich sei. "Wenn ja, könnten sogar neue Konzepte für eine Eissporthalle ins Spiel kommen", sagte CDU-Fraktionsgeschäftsführer Uwe Goetze gestern. Zum Beispiel ein Standort auf dem Olympiagelände.

Sollte eine Verlagerung des Spielbetriebs nicht in Frage kommen, weil die anderen Spielstätten ausgebucht seien, "muss die Deutschlandhalle möglichst schnell umgebaut werden", so Goetze. Eine Entscheidung müsse, so oder so, vor der Sommerpause fallen. Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner unterstützt einen solchen "Stufenplan". SPD-Fraktionschef Klaus Wowereit vertritt dagegen, dass es unbedingt erforderlich sei, den Abriss der Halle an der Jafféstraße mit einem Neubau an anderer Stelle zu koppeln. "Abriss nur dann, wenn klar ist, wo die Capitals spielen und Platz für den Breitensport ist." Wowereit schlug gestern sogar vor, für beide Berliner Vereine - Capitals und Eisbären - eine gemeinsame Halle zu bauen, "den Hohenschönhausen wird irgendwann auch ein teurer Sanierungsfall." Der SPD-Politiker forderte außerdem, dass die Messegesellschaft Berlin die Kosten für eine neue Eissporthalle tragen müsse, weil der Abriss der Halle an der Jafféstraße ihren Interessen entspreche.

CDU-Fraktionsgeschäftsführer Goetze sagte, dies könne "ein Thema werden." Wowereit warf dem Wirtschaftssenator Branoner vor, sich mit finanziellen Forderungen gegenüber der Messe nicht durchsetzen zu können. Immerhin stehe im CDU/SPD-Koalitionsvertrag, dass "der Ersatz für den Eissport sowie die künftige Nutzung der Deutschlandhalle" nicht aus dem Landeshaushalt finanziert werden könne. Die Messegesellschaft fordert seit langem einen schnellen Abriss der Eissporthalle, weil das Gebäude dem geplanten Messe-Südeingang im Weg steht. Licht im Tunnel sieht man nach der CDU-Klausurtagung aber nicht. "Wir brauchen klare Beschlüsse, damit wir planen können", forderte Messesprecher Michael T. Hofer. Mit dem Bau des neuen Haupteingangs Süd an der Jafféstraße müsse möglichst noch in diesem Jahr begonnen werden. Den neuen Hallen im Süden fehle der Haupteingang , die unteren Ebene der neuen Hallen müssten von dort erschlossen werden, sonst seien sie nicht vermietbar. Das Messegelände sei "noch im Torso-Zustand", und bei weiteren jahrelangen Verzögerung drohe der Verlust einer Großmesse.

Die Kosten für den neuen Südeingang, der Bestandteil des Architekturentwurfs für die Erweiterung des Messegeländes war und der sich fast von der Wohnbebauung an der Heerstraße bis zur Deutschlandhalle erstreckt, sind nach Auskunft der Messe - einschließlich Parkplätzen und Infrastruktur - mit rund 110 Millionen Mark veranschlagt. Beim Südeingang handelt es sich um einen Gebäudekomplex, in dem Serviceeinrichtungen, Büros für Aussteller und die Messeleitung untergebracht werden. Wer die Kosten für den neuen Südeingang trägt, ist nach Auskunft der Messe offen. "Wir wollen uns nicht drücken", sagt Hofer, aber zunächst müsse man wissen, wer für die Abrisskosten der Eissporthalle und möglicherweise auch der Deutschlandhalle aufzukommen habe.

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