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Berlin: "Verein Neue Lebenswelt": Festtagsalternative für Alleinerziehende

Familienfeste sind schön - zumindest, wenn man eine Familie hat, mit der man sie feiern kann. Der Rest der Menschheit muss sich etwas einfallen lassen, wenn er die Weihnachtsfeiertage nicht alleine verbringen will.

Von Susanna Nieder

Familienfeste sind schön - zumindest, wenn man eine Familie hat, mit der man sie feiern kann. Der Rest der Menschheit muss sich etwas einfallen lassen, wenn er die Weihnachtsfeiertage nicht alleine verbringen will. Singles in der Stadt finden meistens eine Möglichkeit, sich zusammenzuschließen, für Senioren gibt es diverse Angebote von Kirchengemeinden und karitativen Einrichtungen, den Heiligen Abend gemeinsam zu verbringen. Aber was machen Alleinerziehende?

Für die bietet der "Verein Neue Lebenswelt" ein Familienweihnachtsfest. Eigentlich ist dieser Verein auf thematische Klassenfahrten und Kinderferienlager spezialisiert. Mitte der 90er beschlossen die Berliner Erzieher Uwe Zimmermann und Rainer Franz, in der Mark Brandenburg ein Schullandheim nach ihren eigenen Vorstellungen aufzumachen, wo die Jugendlichen aus der Stadt wirklich mit dem Landleben in Berührung kommen. Erst zogen sie nach Bardenitz in der Nähe von Treuenbrietzen, dann fand sich das Haus "Hoher Golm" in Ließen, 18 Kilometer von Luckenwalde entfernt. Dass sich in den Mehrpersonen-Zimmern auch gut Erwachsene mit Kindern unterbringen lassen, wurde schon an vier Familien-Osterwochenenden getestet. Zum ersten Mal stehen die Räumlichkeiten jetzt auch Weihnachten offen.

Von 23. bis 28. Dezember dauern die Weihnachtstage in Ließen. Wer am Anreisetag früh genug eintrudelt, kann mit in den Wald gehen, um einen Christbaum schlagen. Der wird dann im umfunktionierten Seminarraum aufgestellt und am Heiligen Abend gemeinsam geschmückt. Wer möchte, kann in der Wallfahrtskirche im nahe gelegenen Stülpe zum Weihnachtsgottesdienst gehen. Und wenn die Kinder nach der gemeinsamen Bescherung im Bett liegen, wird für die Großen "Das Leben des Brian" - die Weihnachtsgeschichte nach Monty Python, in den Videorecorder geschoben.

"Viele wollen keine Rundum-Betreuung", sagt Uwe Zimmermann, Hauptansprechpartner im Haus "Hoher Golm". An den Weihnachtstagen gibt es deshalb Angebote für gemeinsame Unternehmungen, die man nach Lust und Laune wahrnehmen kann. Mit Gemeinschaftsaktionen kennt sich Zimmermann aus, denn auf sein Konzept gehen die thematischen Klassenfahrten des "Vereins Neue Lebenswelt" zurück, bei denen Kinder lernen, sich in der Landschaft zu orientieren, Essen über dem Feuer zuzubereiten und vor allem im Team zu arbeiten. Die Aktivitäten, die er für die Weihnachtstage zusammengestellt hat, sind über die Jahre oft erprobt worden. Zum Beispiel kann man sich am Bau einer Schwitzhütte beteiligen. Das Bauen von Hütten, Brücken oder Zelten ist bei Klassenfahrten ein beliebter Programmpunkt.

Wer will, kann an einer gemeinsamen Wanderung über den Golm teilnehmen oder (falls das Wetter mitmacht) zum Schlittschuhlaufen in den Spreewald fahren. Wer lieber auf eigene Faust im Wald hinter dem Haus spazieren geht oder sich drinnen beschäftigt, kann selbstverständlich auch das tun. Fest steht aber schon jetzt, dass am Weihnachtstag Gänsebraten für alle im dorfeigenen Brotbackofen gebrutzelt wird.

Diesen Brotbackofen nutzen auch die Dorfbewohner, denn Ließen mit seinen 86 Seelen ist ein traditionsbewusster Ort. Wer das Flämingdorf und den "Verein Neue Lebenswelt" kennen lernen möchte, hat an diesem Wochenende die beste Gelegenheit. Am Sonnabend und am Sonntag - jeweils ab 13 Uhr - findet dort ein traditioneller Weihnachtsmarkt statt, der in den letzten fünf Jahren immer mehr Besucher angezogen hat. "Vergangenes Jahr waren es 8000 bis 10 000 pro Tag", sagt Organisator Steffen Petzold. "Alles, was im Dorf laufen kann, macht mit." Es gibt einen Schmied, Weberinnen, Essbares wird wird frisch gebacken, gebraten und auf einer alten Kochmaschine zubereitet, Kinder können basteln, Theater gucken, in der Kirche singen Chöre und finden Gitarrenkonzerte statt. Und natürlich stellt sich auch der "Verein Neue Lebenswelt" vor, im selbst errichteten Indianerzelt und mit Weihnachtsmann.

Mit dem Auto fährt man vom Berliner Ring die A 13 in Richtung Dresden bis zur Abfahrt Freienwalde. Ab hier die B115 Richtung Jüterbog bis Petkus. Von dort aus sind es noch zwei Kilometer bis Ließen. Die Anreise per Auto dauert etwa 90 Minuten. Mit dem Zug fährt man mit dem Regionalexpress RE4 bis Luckenwalde und von dort mit dem Bus weiter. Wer zu den Weihnachtstagen im Haus "Hoher Golm" anreist, kann sich auch in Luckenwalde abholen lassen.

Insgesamt passen 30 Leute ins Haus "Hoher Golm"; zehn bis 15 Plätze sind noch frei. Für Erwachsene kosten Unterbringung und Grundverpflegung für die Weihnachtstage 110 DM, für Kinder 90 DM. Zusätzliche Lebensmittel werden dazugekauft und auf die Teilnehmer umgelegt.

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