zum Hauptinhalt

Berlin: Verfolgte vor den Nazis versteckt

Zwei deutsche Ehepaare posthum von Israel geehrt

In der Israelischen Botschaft in Grunewald wurden am Dienstag im Rahmen einer Gedenkstunde Henri und Else Elsner aus Hamburg und die Berliner Ludwig und Erika Zeise posthum als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet – die höchste Ehrung, die Israel an Nicht-Juden vergibt. „Mein Vater würde erklären, dass es für ihn eine Selbstverständlichkeit war, Menschlichkeit zu beweisen“, sagte Karl-Heinz Elsner, dessen Eltern Salomea Schulz und ihre beiden Kinder Robert und Harriet im Keller ihres Hauses versteckten. Robert Schulz, gestern als einziger Überlebender bei der Zeremonie anwesend, antwortete mit gebrochener Stimme. „Es war nicht selbstverständlich. Wie viele Menschen damals waren denn menschlich?“

Die Zeises bewahrten im September 1943 die 22-jährige Ruth Cäcilie Lilienthal in ihrer Wohnung im Treptower Park vor dem sicheren Tod. Ruth Lilienthal erkrankte einen Tag nach ihrer Ankunft an Diphtherie. Frau Zeises Mann war auf Dienstreise und sie selbst kannte kaum Ärzte, da sie erst kurz zuvor von Süddeutschland nach Berlin umgezogen war. „Jedoch nahm sie das große Risiko auf sich, einen ihr fremden Arzt aus der Nachbarschaft zu holen“, sagte Ruth Lilienthal später. Der Arzt spritzte der Schwerkranken ein Serum. Er nahm die Notlüge, warum die Patientin nicht ins Krankenhaus könne, hin, verlangte aber allabendlich Bericht über ihren Zustand. Ruth Lilienthal, 86, lebt heute in New York. Erst in den 90er Jahren gelang es ihr, ihre Retterin Erika Lengnick-Zeise ausfindig zu machen. Marc Leander Zeise und Michaela Ziebel, ihre Kinder, nahmen gestern als Auszeichnung eine Medaille und eine Urkunde entgegen.

Erika Zeise starb im Dezember 2005 – dass sie die Auszeichnung erhalten sollte, erfuhr sie noch vor ihrem Tod. „Sie hat sich sehr gefreut und von nichts anderem mehr gesprochen“, sagte ihre Tochter gerührt. Zusätzlich werden die Namen der „Gerechten“ auf der Memorial-Wall im „Garten der Gerechten“ in Yad Vashem verewigt. Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem ist seit 1953 mit der Dokumentation der Geschichte der Juden im Holocaust beauftragt. jku

-

Zur Startseite