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Verkehr: Berlins Straßen sind ein sicheres Pflaster

Eine Studie zeigt: Berlin hat im Vergleich mit allen anderen europäischen Hauptstädten in Europa am wenigsten Verkehrstote zu beklagen. Paris und Oslo landen auf Platz zwei, am gefährlichsten fährt man in Riga.

Der Berliner Straßenverkehr ist der sicherste aller großen europäischen Hauptstädte - das ist die gute Nachricht, die der Europäische Verkehrssicherheitsrat gestern bekannt gab. Die schlechte Nachricht für Berlin: Andere Hauptstädte verzeichnen weit größere Fortschritte bei der Vermeidung tödlicher Verkehrsunfälle.

Die 56 Verkehrstoten des vergangenen Jahres ergeben eine Quote von 1,64 Opfern auf 100 000 Einwohner. Fast ebenso sicher lebt es sich in Paris und Oslo. Am unteren Ende der Liste stehen die Hauptstädte von Slowenien und Lettland: Auf den Straßen von Ljubljana und Riga starben in einigen Jahren mehr als zehn Menschen pro 100 000 Einwohner. Die Durchschnittsquote aller untersuchten Städte liegt bei 4,45.

Lokale Besonderheiten - etwa die Frage, ob ein potenziell unfallträchtiger Autobahnring noch im Stadtgebiet liegt oder schon im Umland, wie in Berlin beispielsweise - werden in der Studie ebenso wenig berücksichtigt wie die weitaus häufigeren Unfälle mit Verletzten, aber ohne Tote.

Allerdings zeigt die Auswertung deutlich, was möglich ist: So sank die Todesquote in Dublin seit 1997 um jährlich mehr als zwölf Prozent. Ähnliche Fortschritte machten Lissabon und Oslo. Helsinki dagegen verschlechterte sich sogar leicht - gehört aber noch immer zu den recht sicheren Städten.

Mit einem jährlichen Minus von vier Prozent der Verkehrstoten liegt Berlin etwa im Durchschnitt. In einer Selbstverpflichtung hat sich der Senat dazu bekannt, die Zahl der Unfälle mit Toten und Schwerverletzten von 2004 bis 2010 um 30 Prozent zu senken. Um dieses Ziel zu erreichen, präsentierte Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) im Juli einen 17-Punkte-Plan, zu dem auch die neue Tempo-30-Beschilderung vor Grundschulen an Hauptstraßen, die Anlage von Radfahrstreifen und mehr Tempokontrollen gehören.

Letztere empfehlen auch die EU-Experten dringend. Außerdem fordern sie eine Stadtplanung, die auf gute Erreichbarkeit von Einrichtungen mit Bus und Bahn sowie zu Fuß und per Fahrrad setzt. Und bei der Planung sollten vor allem die Verletzlichsten berücksichtigt werden: Fußgänger und Radler, die zusammen rund die Hälfte der Verkehrstoten ausmachen. Aus anderen Untersuchungen ist bekannt, dass Radfahrer dort am gefährlichsten leben, wo wenig geradelt wird - vermutlich, weil Autofahrer nicht mit ihnen rechnen. Diese Erkenntnis bestätigt sich nicht nur in Berlin, wo der Radverkehr viel stärker zunimmt als die Zahl der Unfälle mit Radlerbeteiligung, sondern auch in Paris: Dort wird seit Einführung eines Gratis-Mietradsystems 2007 drei Mal so viel geradelt wie zuvor - und die Quote der tödlichen Unfälle sank ähnlich stark wie beim Vorbild Dublin.

In der Verwaltung hieß es: "Wir sind auf dem richtigen Weg." Die Entschärfung von Unfallschwerpunkten, die Umsetzung einer EU-Richtlinie für bessere Lkw-Spiegel und die Verkehrserziehung an Schulen zeigten Wirkung. Das Ziel, die Zahl schwerer Unfälle um 30 Prozent zu senken, "haben wir fest im Visier".

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