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Berlin: Verkehr bringt Arbeit nach Berlin

Die Branche wächst trotz Strukturwandels – und trotz eines möglichen Umzugs der Bahn

Die Deutsche Bahn sorgt weiterhin mit ihren Hamburg-Plänen für große Sorgen in der Hauptstadt. Doch der Verkehrswirtschaft der Region insgesamt geht es gut. Am Mittwoch trafen sich viele Unternehmer der Branche auf einem „Tag der Verkehrswirtschaft“. „Hier funktioniert das Miteinander in Berlin“, sagte Wolfgang Steinicke, Geschäftsführer des Forschungs- und Anwendungsverbundes Verkehrssystemtechnik (FAV) Berlin. Im Gegensatz zu manch anderer Branche können hier sogar wachsende Beschäftigtenzahlen gemeldet werden. In den vergangenen drei Jahren seien allein in der Produktion netto 1300 zusätzliche Jobs entstanden, sagte Steinicke. „Auch hier läuft die Umstrukturierung, aber unterm Strich erfolgreich.“ Der Trend gehe „vom Blaukittel zum Weißkittel“ – also von der Produktion zur Entwicklung, sagte Steinicke, der auch einen neuen Branchenreport präsentierte.

Auch der Senat hat die Bedeutung der Branche erkannt und im September zusammen mit den wichtigsten Verbänden und Institutionen der Region einen „Masterplan für Technologie und Beschäftigung einer nachhaltigen Mobilität“ verabschiedet. Schon seit dem Jahr 2000 wird eine Strategie zur Vernetzung innerhalb der Branche verfolgt. Für die Umsetzung zuständig ist der FAV. Ziel ist es, zum einen die geografisch günstige Lage und zum anderen das Bevölkerungspotenzial der Region Berlin-Brandenburg von etwa sechs Millionen Menschen als Grundlage für eine florierende Verkehrswirtschaft zu nutzen.

Und die Branche ist ein wesentlicher Arbeitgeber der Region (siehe Grafik). Fast 100 000 Menschen arbeiten bei Forschungseinrichtungen, System- und Technikherstellern – einer der größten ist zum Beispiel Bombardier Transportation – sowie Verkehrsunternehmen wie Deutsche Bahn, BVG oder Connex. Hinzu kommen schätzungsweise 150 000 Menschen, die sich mit Logistik oder Dienstleistungen für den Verkehrsbereich beschäftigen.

Maria Krautzberger, Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, sagte: „Berlin und die Region können sich bei der Verkehrstechnik weltweit präsentieren.“ Auch der öffentliche Personenverkehr sei im Vergleich gut. Mit dem Hauptbahnhof werde im kommenden Jahr „eines der modernsten Verkehrskreuze“ eröffnet. Und beim künftigen Flughafen BBI Schönefeld sei sie sich sicher, dass er weiter voran gehen werde, sagte Krautzberger.

Eric Schweitzer, Präsident der Industrie- und Handelskammer Berlin, sagte wiederum, die Verkehrstechnik habe ein hohes Potenzial. Zudem sei die große Zahl von kleinen Unternehmen von Vorteil, den die brächten auch ein hohes Innovationspotenzial. Doch um die Möglichkeiten nutzen zu können, sei eine bessere Vernetzung notwendig. „Nicht nur die Politik ist gefragt. Es geht auch um die Selbstverantwortung der Unternehmen“, sagte Schweitzer. Die IHK wolle durch Veranstaltungen wie den Verkehrswirtschaftstag dazu beitragen, die Unternehmer zusammenzubringen. „Der Zufall muss organisiert werden.“ Auch FAV-Geschäftsführer Steinicke hat das Ziel, kleine und mittlere Firmen stärker zu vernetzen, um sie so zu leistungsfähigen Zulieferern für die großen Systemhersteller wie Siemens oder Bombardier zu machen.

Bei Bombardier ist man zufrieden mit der Berliner Region. „Wir stehen voll zum Standort“, sagte Carsten Struve, Direktor in der Entwicklungsabteilung des Konzerns. Die Weltzentrale der Verkehrstochter Bombardier Transportation sitzt in Berlin, eines der größten Werke steht im nahen Hennigsdorf. Durch einen möglichen Wegzug der DB AG sei er nicht beunruhigt, sagte Struve. „Wir suchen uns unsere Kunden weltweit.“

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