zum Hauptinhalt
Großer Gelber? Während die BVG ihre Busse komplett bekleben lässt, bleiben bei der S-Bahn die Scheiben frei.

© dpa/Gabbert

Verkehr in Berlin: S-Bahnen fahren wieder mit Werbung

Auf Bussen ist Werbung ganz normal, bald gilt das auch wieder für S-Bahnen. Ex-Bahn-Chef Mehdorn hatte die Außenreklame auf Zügen einst verboten.

Von Sandra Dassler

Wer in den 90er Jahren öfter mit der S-Bahn fuhr, hat sie noch im Gedächtnis – die Plakate für den Atala-Fliesenhandel oder den Radiosender „Hundert,6“ an den Zügen. Doch 2001 entschied der damalige Bahn-Chef Hartmut Mehdorn, dass es keine Außenwerbung mehr geben solle. Das betraf auch die S-Bahn Berlin als Tochterunternehmen der Deutschen Bahn AG (DB).

Berlin ist ein attraktiver Markt

Jetzt soll sich das ändern. Die DB hat die Vermarktung der Außenflächen für die S-Bahn-Bereiche Berlin, München, Hamburg, Hannover, Rhein-Neckar und NRW sowie für verschiedene Regionalzüge wieder freigegeben und die Firma Ströer Media AG damit beauftragt.

„Wir sind sehr froh darüber“, sagte Ströer-Sprecher Marc Sausen am Mittwoch dem Tagesspiegel: „Berlin ist ein sehr attraktiver Markt, wir führen bereits Gespräche mit Interessenten.“ Welche das sind, möchte das in Köln ansässige Unternehmen noch nicht verraten.

Gebucht werden können generell Viertelzüge, die aus zwei Wagen bestehen – für eine Laufzeit von mindestens drei Monaten, sagt Sausen: „Sonst lohnt sich der Aufwand nicht. Das Kleben der Werbefolien erfolgt nach wie vor in Handarbeit.“

Freie Sicht soll bleiben

Mit der Entscheidung, wieder Außenwerbung zuzulassen, sei man den Wünschen von Kunden entgegengekommen, sagt ein Bahn-Sprecher. Nahverkehrszüge seien als Werbeträger sehr gefragt. Ausgenommen von der Belegung sind die Fenster und Türen der Wagen. „Wir wollen unseren Fahrgästen einen guten Ausblick offenhalten“, heißt es. Auch die Stirnseiten der Züge würden nicht von Werbung bedeckt, um das einheitliche Bild der S-Bahn zu gewährleisten, und nur ein Teil der Berliner S-Bahn-Flotte sei überhaupt dafür freigegeben. Eine Werbung für bestimmte Linien sei nicht möglich: „Man kann betriebsnotwendige Verschiebungen nicht ausschließen.“

Für einen Viertelzug werden – je nachdem, ob die Werbung vollflächig oder nur als Werbeband unterhalb der Fenster angebracht ist – 1300 oder 1700 Euro pro Monat fällig. Der Berliner Fahrgastverband Igeb wünscht sich, dass die Einnahmen auch den Fahrgästen zugutekommen. „Wäre toll, wenn man die Preise nicht weiterhin stramm erhöhen würde“, sagt Igeb-Sprecher Jens Wieseke.

BVG hat keine Angst vor Konkurrenz

Bei der BVG fürchtet man keine Konkurrenz. Außenwerbung auf Bussen und Straßenbahnen sei viel intensiver, sagt Sprecherin Petra Reetz: „Hinter dem Bus fährt man her, die S-Bahn rauscht vorbei.“ Ströer-Sprecher Sausen widerspricht: „Vor allem Pendler sind eine sehr attraktive Zielgruppe.“

Deshalb werde bald die erste Außenwerbung zu sehen sein – freilich nicht für „Hundert,6“, das längst nicht mehr sendet. Den Atala-Fliesenhandel gibt es hingegen noch. Und Geschäftsführer Dirk Baumeier kann sich durchaus vorstellen, wieder auf der S-Bahn zu werben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false