zum Hauptinhalt
Eine U-Bahn in Miniaturformat. Zu sehen in der Modellstadt "Little Big City" am Alexanderplatz.

© Kitty Kleist-Heinrich

Verkehr in der Hauptstadt: Akuter Zugmangel - BVG lässt Bahnen verbreitern

Schmale Bahnen vom Typ IK werden Metallanbauten erhalten. Die sogenannten "Blumenbretter" sollen dann auf der Linie U5 fahren.

Not macht erfinderisch. Weil auf den Linien U 5 bis U 9 mit den breiteren Zügen Fahrzeugmangel herrscht, hat die BVG kurzerhand neue schmalere Bahnen vom Typ IK umbauen lassen, die für die Linien U 1 bis U 4 bestimmt waren. Sie haben an den Türen und Seitenflächen Metallanbauten erhalten, die nun den Spalt zwischen Zug und Bahnsteig überbrücken. Am Dienstag stellte die BVG den ersten von Stadler in Pankow gebauten Zug vor. Insgesamt wird es elf Züge mit je vier Wagen geben. Sie kosten 61,5 Millionen Euro; 58 Millionen Euro stellte der Senat bereit.

Eingesetzt werden sie nur auf der Linie U 5 (Hönow–Alexanderplatz), die als einzige ausreichend lange Bahnsteige hat. Ursprünglich wollte man alle Bahnsteige des so genannten Großprofils der Linien U 5 bis U 9 mit einer Länge von 120 Metern bauen. Umgesetzt wurde dies aber nur auf der U 5 sowie auf den ersten Stationen der heutigen U 8. Später reduzierte die BVG die Länge auf 105 Meter, angepasst an inzwischen neu entwickelte Fahrzeuge, die kürzer waren als ihre Vorgänger. Die acht Wagen-Züge der schmaleren Variante für das so genannte Kleinprofil sind nun rund sechs Meter länger als die breiteren Sechs-Wagen-Einheiten auf den Großprofillinien.

Fahren auf "fremden" Linien

Doch nicht nur der Spalt zwischen Zug und Fahrzeug muss bei den schmaleren Zügen ausgeglichen werden, wenn sie auf „fremden“ Linien fahren. Auch die Höhe und die Kupplungen sowie die Stromversorgung müssen angepasst werden. Beim Strom war die BVG vorausschauend: Damit die für das Kleinprofil vorgesehenen Züge aus eigener Kraft zur Werkstatt des Großprofils an der Seestraße in Wedding fahren können, war ein Umschalten der Stromversorgung von Anfang an vorgesehen. Zudem muss die Sicherungstechnik umgestellt werden. Und im Bahnhof Lichtenberg muss zudem der inzwischen verkürzte Bahnsteig wieder auf volle Länge gebracht werden, was nach Angaben der BVG ohne großen Aufwand möglich ist.

Damit auf den Anbauten nichts abgestellt, zum Beispiel Flaschen,und auch nicht gesurft werden kann, sind über den Tritten an den Eingängen schräge „Verdrängungskörper“ angebracht. Auch die Anbauten an den Seiten sind deshalb abgeschrägt.

„Blumenbretter 3.0“

Bereits zum dritten Mal löst die U-Bahn durch solche Anbauten, früher „Blumenbretter“ genannt, einen Fahrzeugmangel auf. 1923 fehlten Bahnen für die neue Nord-Süd-Strecke zwischen den Stationen Stettiner Bahnhof (heute Naturkundemuseum) und Hallesches Tor, die jetzt zur U 6 gehört; es gab es kein Geld für neue Fahrzeuge. Deshalb wurden bereits dort 48 Wagen mit seitlichen Anbauten aus Holz umgerüstet. Und von 1945 bis 1967 musste man auf der heutigen U 5, die damals vom Alexanderplatz bis Friedrichsfelde reichte, ebenfalls schmale Altbaufahrzeuge einsetzen. 120 moderne Wagen hatte die Sowjetunion nach Moskau bringen lassen, wo sie bis 1965 fuhren. Intern nennt man die aktuellen Anbau-Fahrzeuge deshalb „Blumenbretter 3.0“.

Sie sollen nun auf der U 5 fahren, bis neue – breite - Fahrzeuge geliefert sind. Die Beschaffung ist angelaufen; wird aber noch Jahre dauern. Für die Linien U 1 bis U 4 hat die BVG 27 vierteilige IK-Züge bestellt, die gebaut werden, wenn Ende des Jahres die elf Einheiten mit den Anbauten ausgeliefert sind. Die ersten Fahrten mit Fahrgästen sind für Oktober geplant.

Auf der U 5 soll zuvor aber wieder ein Oldtimer fahren. Noch in diesem Monat soll ein Zug des Typs EIII für Sonderfahrten bereitstehen, der durch den Umbau von ausrangierten S-Bahnen für die Ost-Berliner Verkehrsbetriebe entstanden war. Er sollte bereits zur IGA-Eröffnung einsatzbereit sein; die Wiederinbetriebnahme des früheren Museumszuges hatte sich aber, wie berichtet, verzögert. Nun sind Alt und Neu auf der U 5 bald zusammen unterwegs.

Zur Startseite