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Verkehr: S-Bahn reduziert Angebot

Da zahlreiche Zugführer erkrankt sind beginnt der Ferienfahrplan bereits eine Woche früher.

Bei der S-Bahn beginnen die Ferien zwangsweise bereits am 2. Juli und damit gut eine Woche früher als an den Schulen. Für die Fahrgäste heißt dies, dass der Betrieb eingeschränkt wird – und zwar weit über das sonst in den Ferien übliche Maß hinaus. Unklar ist derzeit, ob die S-Bahn bereits am Ende der Ferien zum Normalbetrieb zurückkehrt. Dies hängt davon ab, wie sich der Krankenstand bei den Triebfahrzeugführern entwickelt. Derzeit sind mit 110 Mitarbeitern zwölf Prozent krankgeschrieben. Üblich seien drei bis vier Prozent, sagte S-Bahn-Sprecher Gisbert Gahler.

Mit dem vorgezogenen und erweiterten Ferienfahrplan schränkt die S-Bahn ihr Angebot nach Gahlers Angaben um etwa vier Prozent ein. So entfallen auf der S 1 die Verstärkerzüge zwischen Zehlendorf und Potsdamer Platz sowie auf der S 5 zwischen Mahlsdorf und Warschauer Straße. Mehrere Linien werden verkürzt, so dass Fahrgäste häufiger umsteigen müssen. Und die Linie S 85 (Grünau–Waidmannslust) wird am Wochenende komplett eingestellt. Die S-Bahn erhält deshalb am Jahresende auch weniger Geld als Betriebszuschuss vom Senat. Die Verwaltung werde das Vorgehen der S-Bahn genau prüfen, kündigte die Stadtentwicklungsverwaltung an.

Unter den Mitarbeitern gärt es gewaltig. Die umstrittenen neuen Dienstpläne wurden von der Geschäftsführung zwar zurückgenommen, doch weitere Probleme sind nach wie vor ungelöst. Die S-Bahn steht unter einem enormen Rationalisierungsdruck durch den Bahnkonzern. Rund 700 der derzeit etwa 3500 Stellen sollen wegfallen. Ein Sozialplan ist noch nicht vereinbart. Viele Mitarbeiter mussten sich zudem neu für ihre bisherige Stelle bewerben. Ihr Bleiben war dann meist aber mit Gehaltseinbußen verbunden. Entsprechend gering ist derzeit die Motivation. Hinzu kamen aber auch Organisationspannen. Mitarbeiter, die zum Dienst erschienen, konnten so gar nicht wie vorgesehen eingesetzt werden.

Doch der Betrieb wird in den nächsten Wochen nicht nur planmäßig eingeschränkt. Fahrgäste müssen auch verstärkt mit Verspätungen rechnen. Weil die S-Bahn bei ihren neuesten Fahrzeugen der Baureihe 481 der Bremswirkung nicht mehr voll traut, dürfen diese Bahnen vorläufig nur noch höchstens 90 km/h statt wie bisher mit Tempo 100 fahren; vor Signalen muss das Tempo noch stärker reduziert werden. Damit gibt es kaum noch Reserven, Verspätungen durch höhere Geschwindigkeiten abzubauen.

Die S-Bahn reagiert damit auf den Auffahrunfall eines Zuges am Bahnhof Südkreuz, dessen Ursache bis heute offiziell ungeklärt ist. Am 20. November 2006 war ein Zug trotz einer Zwangsbremsung auf ein Arbeitsfahrzeug geprallt; es gab 33 Verletzte. Klaus Kurpjuweit

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