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Umweltzone

© Kleist-Heinrich

Verkehr: Umweltzone geht auch bürgerfreundlich

Ein Vergleich zeigt: Andere Städte machen es Autofahrern leichter mit Ausnahmen und Plaketten.

Berlin geht bei der Einführung der Umweltzone relativ rigoros und wenig bürgerfreundlich vor. Das zeigt der Vergleich mit anderen Städten, die für 2008 ebenfalls Umweltzonen planen. Außerdem sind Einzelausnahmen für Berliner Fahrzeughalter besonders teuer.

In Stuttgart können die Feinstaubplaketten online bestellt und per Kreditkarte oder Einzugsermächtigung bezahlt werden. In Berlin werden sie nur gegen Verrechnungsscheck zugesandt, den allerdings kaum noch jemand besitzen dürfte. Außerdem erteilen die Berliner Ämter sie nur für einheimische Autos, weil auswärtige nicht im Computer gespeichert sind. Ohne Plakette oder Ausnahmegenehmigung darf ab 2008 niemand mehr in die Innenstadt fahren. Die selbstklebenden Plaketten gelten unbefristet.

Die Onlinebezahlung scheitert in Berlin an fehlender Software in den Ämtern. Die hier unmögliche Bearbeitung auswärtiger Anträge ist in Köln kein Problem: Am Rhein, wo ebenfalls zum Jahreswechsel eine Umweltzone eingeführt wird, heißt es, dass die Daten online direkt beim Kraftfahrtbundesamt (KBA) in Flensburg abgefragt würden. „Es wäre ja ein ganz großer Fehler, wenn wir das nicht machen würden“, heißt es im Kölner Rathaus. Die Abfrage beim KBA zeigt auf einen Blick, ob und welche Plakette das jeweilige Auto bekommt. Während in Köln ebenfalls nur die altmodische Bezahlung mit Verrechnungsscheck möglich ist, bitten die Stuttgarter dringend, ihre komfortable Onlinebestellung nicht ohne Not zu nutzen: Auswärtige würden nur bedient, wenn sie einen Bezug zur Stadt nachwiesen, etwa durch eine Arbeitsstelle. Bei massenhaften Bestellungen aus ganz Deutschland „würden wir personell untergehen“.

Die Berliner Verwaltung prüft zwar, ob die Plaketten beispielsweise von Hotels für auswärtige Gäste vorab verschickt werden können, sieht aber keine Servicelücken, weil alle autorisierten Werkstätten – in Berlin und Brandenburg weit mehr als 1000 – die Plaketten verkaufen.

Die Ausnahmekriterien sind anderswo weiter gefasst als in Berlin: In Köln bekommen Bewohner und Gewerbetreibende in der Umweltzone fürs erste halbe Jahr einen Freifahrtschein, Lieferanten und Havariedienste auch länger. In Hannover sind Autos mit ausländischen Kennzeichen im ersten Jahr von der Plakettenpflicht befreit, Gewerbetreibende mit nicht normgerechten Autos dürfen 2000, Privatleute 500 Kilometer pro Jahr durch die Umweltzone fahren. Aus Köln hieß es, die Ausnahmen würden „so großzügig wie möglich“ geregelt.

Die Standardpreise für Einzelausnahmen beginnen in Berlin bei 166 Euro für einen Privat-Pkw und reichen bis zu 586 Euro für große Lastwagen und Busse. In Hannover dagegen sind nur 20 bis 120 Euro und in Köln 5 bis 75 Euro fällig. Und: Während die Kölner Ordnungsbeamten in den ersten drei Monaten kulant sein sollen, will die Berliner Polizei vom ersten Tag an kassieren. Stefan Jacobs

Weitere Informationen online: www.berlin.de/umweltzone

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