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Heinemann

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Berliner Nahverkehr: S-Bahn-Chefs geschasst - Fahrgäste werden entschädigt

UPDATE Nicht nur S-Bahn-Chef Tobias Heinemann muss seinen Platz räumen, sondern gleich die gesamte Geschäftsführung.Das Gremium zieht damit die Konsequenzen aus dem Chaos bei der Berliner S-Bahn. Nun sollen Senat und Fahrgäste entschädigt werden.

Berlin - Der Aufsichtsrat der Berliner S-Bahn hat am Donnerstag den gesamten Vorstand des Unternehmens gefeuert. Das komplette Auswechseln der vierköpfigen Geschäftsführung mit Tobias Heinemann an der Spitze ist die Konsequenz der mehrfach falschen Angaben der S-Bahn an das aufsichtsführende Eisenbahn-Bundesamt. Ein Interimsvorstand soll nun die Geschäfte weiterführen. Die Bahn kündigte zudem an, Fahrgäste und auch den Senat für die nicht erbrachten Leistungen entschädigen zu wollen. In welcher Form stehe noch nicht fest. Hier müsse es Gerechtigkeit für alle Fahrgäste geben.

Die S-Bahn hatte sich nach dem Bruch eines Rades am 1. Mai zu bestimmten Fristen bei der Überprüfung ihrer Züge verpflichtet, sich aber nicht daran gehalten. Daraufhin hatte das Eisenbahn-Bundesamt einen großen Teil der Fahrzeuge stillgelegt. Seit Dienstag gibt es deshalb Zugausfälle und Verspätungen. Auch am Donnerstag hatte sich das Chaos fortgesetzt.

Nach der offiziellen Version hat die bisherige Geschäftsleitung in der Sondersitzung des Aufsichtsrats am Donnerstagnachmittag geschlossen ihren Rücktritt angeboten. Der Bahnvorstand hatte jedoch bereits in der Nacht zuvor die neue Leitung verpflichtet. Chef der S-Bahn wird der bisherige Regionalbereichsleiter Nordost der DB Regio, Peter Buchner. Auch seine drei Kollegen kommen von der Bahn.

Die bisherigen vier Geschäftsführer haben nach Angaben von Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg weiter geltende Arbeitsverträge mit dem Konzern. Über weitere Schritte werde man entscheiden, wenn die Ursache der Versäumnisse geklärt sei. Dabei wolle die Bahn auch mit dem Eisenbahn-Bundesamt zusammenarbeiten.

Sicherheit sei und bleibe oberstes Gebot. Einen Zusammenhang mit Sparmaßnahmen gebe es dabei nicht. Die technischen Probleme an den Fahrzeugen seien unabhängig von Einsparungen aufgetreten. Werkstattkapazitäten in einem Ausmaß vorzuhalten, wie es jetzt in dieser Ausnahmesituation erforderlich wäre, sei unwirtschaftlich, sagte Homburg weiter.

Die S-Bahn hatte, wie berichtet, Werkstätten geschlossen, fahrfähige Züge verschrottet, Mitarbeiter versetzt oder nach Hause geschickt, um dem Konzern einen Gewinn überweisen zu können. Im vergangenen Jahr waren es rund 56 Millionen Euro. Der Aufsichtsrat habe aber veranlasst, dass eine Analyse zu den Entscheidungen der S-Bahn auch der vergangenen Jahre vorgenommen werde. Sobald sich die neue Leitung einen Überblick verschafft habe, wolle man mitteilen, wann die Züge wieder planmäßig fahren werden.

Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) zeigte sich erfreut, dass der Aufsichtsrat gehandelt habe. Jetzt müsse alles getan werden, um die Sicherheit im Betrieb und die Zufriedenheit bei den Fahrgästen wiederherzustellen. Junge-Reyer hatte zuvor gedroht, den Verkehrsvertrag des Senats mit der S-Bahn, der noch bis 2017 gilt, vorzeitig zu kündigen. Die verkehrspolitische Sprecherin der Linken in Berlin, Jutta Matuschek, forderte die Bahn auf, den „Kurs des Auspressens der Berliner S-Bahn zugunsten eines Börsengangs der Deutschen Bahn AG zu beenden“. Die stillgelegte Werkstatt in Friedrichsfelde müsse umgehend wieder den Betrieb aufnehmen.

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