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Wartungsmängel: Brennende Busse: BVG gesteht Fehler ein

Ein brisantes Gutachten offenbart Wartungsmängel bei der BVG: 20 von 91 Bussen des Typs "Citaro" dürfen nicht eingesetzt werden - sie könnten in Brand geraten.

BVG-Chefin Sigrid Nikutta hat gestern Mängel in der Wartung der Busflotte eingestanden. Sie bestätigte, dass derzeit 20 von 91 Bussen des Typs „Citaro“ nicht eingesetzt werden dürfen, weil der Typ leicht in Brand gerät. Dies habe ein gestern bekannt gewordenes Gutachten des Kraftfahrzeug-Überwachungs-Vereins Dekra ergeben. Der Pflegezustand sei „zum Teil bedenklich“, sagte die neue BVG-Vorstandsvorsitzende.

BVG-Chefin Nikutta zeigte sich auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz überrascht von der Vielzahl der Mängel. Wie berichtet, sind in den vergangenen Jahren bei der BVG acht Busse ausgebrannt; davon sieben Mercedes-Eindecker „Citaro“. Bis auf eine Ausnahme stammten alle aus einer Bauserie von 2002. Die BVG hatte nach dem jüngsten Brand im Oktober eine genaue technische Prüfung aller 91 betroffenen Fahrzeuge angekündigt und diese bis zum Abschluss der Untersuchung aus dem Verkehr genommen. Gestern wurden 30 Fahrzeuge wieder eingesetzt, sagte Nikutta. Das Gutachten veröffentlichte die BVG nicht.

Nikutta kündigte gestern mehr Kontrollen an und ein neues Werkstattkonzept. Künftig sollen Busse nachts mehr gewartet werden. Zudem sollen in den Werkstätten zu den derzeit nur noch 440 Beschäftigten weitere 30 Monteure neu eingestellt werden. Am Wochenende ließ das Unternehmen Mitarbeiter über Anzeigen suchen. 20 Jobs sind schon über Zeitarbeitsfirmen besetzt worden. In der Vergangenheit hatte die BVG – wie auch die S-Bahn – Stellen in den Werkstätten gestrichen und auch Betriebshöfe für Busse stillgelegt.

Intern ging die BVG zum Gegenangriff über. So sei ein Teil der betroffenen Busse in Werkstätten des Herstellers untersucht worden. Auch beim zuletzt in Mariendorf ausgebrannten Bus seien kurz zuvor Teile der Antriebsanlage in einer Mercedes-Werkstatt ausgetauscht worden – auf Kosten der BVG. Die Brandursache bei diesem Bus sei immer noch nicht geklärt. Sollte in den Werkstätten so geschlampt werden, wie es in dem Dekra-Gutachten beschrieben wird, müsste dies auch für die Busse anderer Hersteller im Bestand der BVG gelten. Es brennen aber fast ausschließlich die Citaros – und das nicht nur in Berlin.

In London waren 2003 und 2004 vier Busse eines ähnlichen Modells ausgebrannt. Hier jedoch sollen Wartungsmängel die Ursache gewesen sein. In Hamburg war im Sommer diesen Jahres mitten in der Innenstadt ein gut besetzter Citaro mit einem regelrechten Flammenball vollständig ausgebrannt, zuvor einer in Halle (Saale). Auffallend sei nach Angaben von Experten, dass die Citaros meist vollständig ausbrennen. Bislang hatten Fahrgäste die Busse noch immer rechtzeitig verlassen können. Mercedes-Sprecher Raimund Grammer behauptete dagegen, dass die Citaro-Typen nicht besonders auffallen. Der Typ sei mit verkauften 30 000 Stück der erfolgreichste der Welt.

BVG-Mitarbeiter verweisen aber auch darauf, dass der Verzicht auf die „vorbeugende Instandhaltung“ zwar Geld spare, aber zu mehr Defekten führe. Früher seien Verschleißteile nach einer bestimmten Fahrleistung automatisch ausgetauscht worden – auch wenn sie noch intakt waren. Heute wird abgewartet, bis die Teile kaputtgehen, in der Regel im laufenden Fahrgastbetrieb. kt/Ha

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