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Bürgerinitiative gegen A 100: "Straßen haben wir genug"

Die Bürgerinitiative Stadtring Süd, die sich gegen den Ausbau der A 100 wehrt, begrüßt die Haushaltssperre für das Projekt. Harald Moritz, der sich seit 19 Jahren gegen den Autobahnausbau engagiert, fordert ein Umdenken in der Verkehrspolitik.

Die Sperrung von Planungsmitteln für den Ausbau der Stadtautobahn A 100 wird von der Bürgerinitiative Stadtring Süd (BISS) begrüßt. „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte Sprecher Harald Moritz zu Tagesspiegel Online. Es habe aber keine unmittelbaren Auswirkungen auf das laufende Verfahren. „Durch die Haushaltssperre allein stirbt das Projekt nicht, aber es ist natürlich schon ein Zeichen, wenn die Koalitionsfraktionen ihrer Regierung sagen, dass sie es anders wollen“, sagte er.

Auch weiterhin werde die Bürgerinitiative das laufende Erörterungsverfahren begleiten und die Ergebnisse auswerten. Außerdem sollen die Bürger im Boxhagener Kiez in Friedrichshain über die Auswirkungen informiert werden, die ein Ausbau der A 100 für sie hätte. Nach Ansicht der Bürgerinitiative käme auf dieses Gebiet eine erheblich größere Verkehrsbelastung zu als bisher angenommen. Das Untersuchungsgebiet, für das Studien durchgeführt wurden, sei zu klein bemessen. „Eigentlich geht das bis zur Frankfurter Allee“, sagte Moritz.

Der 52-jährige Berliner engagiert sich seit 1990 bei BISS. Die Bürgerinitiative hatte sich 1976 gegründet, ein erster Erfolg war die Verhinderung eines A-100-Teilsstücks in Tempelhof im Jahr 1979. Die Bürgerinitiative war in den achtziger Jahren in einem besetzten Haus in der Neuköllner Wederstraße beheimatet. 1996 fielen das Haus, das „Bauernhof“ genannt wurde, dem Abrissbagger zum Opfer, ein weiterer Abschnitt der Stadtautobahn führt mittlerweile dort entlang. Das konnte die Initiative nicht verhindern.

Nach der Wende informierte BISS auch die Bürger in Treptow und eröffnete dort ein Büro. Damals stieß Moritz dazu, der seit 1977 in dem Bezirk wohnt. Außer bei BISS engagiert sich Moritz auch bei den Grünen in Treptow-Köpenick.

Von Beruf ist er Kfz-Mechaniker und in diesem Job arbeitet er nach wie vor. Wie passt das zusammen mit dem Protest gegen den Autobahnausbau? „Ich bin kein Maschinenstürmer, Autos sind kein Teufelszeug“. Dennoch findet er, dass ein Ausbau der A 100 nicht die Lösung der Mobilitätsprobleme sein könne. „Die autogerechte Stadt ist ein Überbleibsel aus den fünfziger Jahren.“ Man müsse sich stattdessen auf die Verkehrssysteme konzentrieren, die zukunftsträchtig sind – in sozialer und ökologischer Hinsicht.

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