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Tegel

© Bodo Schulz

Flughafen-Debatte: Tegel im Aufwind

Diepgens Plädoyer für die Offenhaltung von Berlin-Tegel belebt die Debatte um die Nachnutzung des Flughafens. Sportliche und ökologische Konzepte stehen dabei hoch im Kurs.

Eine Weltausstellung; Olympische Spiele samt Regattastrecke; eine ökologische Modellstadt, die Energie aus Sonne und Wind bezieht – in der Debatte über die künftige Nutzung des Flughafens Tegel sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Nun hat die seit Monaten schwelende Debatte neuen Schwung bekommen.

Nachdem der frühere Regierende Bürgermeister und heutige CDU-Ehrenvorsitzende Eberhard Diepgen am Sonnabend – im Widerspruch zur Rechtslage – forderte, Tegel für den Flugverkehr offen zu halten, rückt jetzt die Frage in den Vordergrund, welche Szenarien realistischerweise für das Flughafenareal denkbar sind. Denn mit Ausnahme von Diepgen und einigen Parteifreunden besteht unter Berlins Politikern und Stadtplanern weitgehend Einigkeit, dass es rechtlich nicht möglich ist, Tegel als Flughafen offen zu halten, sobald der neue Großflughafen BBI 2011/12 seinen Betrieb aufgenommen hat. Aber was dann?

Eine Vision, die  Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) und Tegel-Architekt Meinhard von Gerkan gefällt, wäre eine ökologische Modellanlage, ein Versuchsfeld für umweltfreundliche Energie und ökologisches Wohnen.

Von Gerkan führte seine Idee einer ökologischen Modellstadt vergangenen Herbst auf einer Konferenz der Senatsverwaltung zur Tegel-Nachnutzung aus. Erkennungszeichen könnte der in den Himmel ragende Turm eines „Aufwindkraftwerks“ im bisherigen Abfertigungsterminal sein. In diesem Kraftwerk (siehe rechts) würde durch ein Glasdach die darunter befindliche Luft erwärmt. Sie entweicht über eine Röhre nach oben, ein Rotor würde daraus Strom erzeugen.

Senatorin Junge-Reyer favorisierte eine Mischnutzung aus Grünfläche, Solarpark und Veranstaltungsflächen für künftige Großereignisse: „Wir werden uns vielleicht in fünf oder in zehn Jahren darauf verständigen, dass Berlin bereit ist für eine Weltausstellung. Hier haben wir Raum dafür.“ Auch sei die Stadt mit diesem Areal „olympiafähig“.

In diese Richtung gehen Überlegungen Klaus Wowereits und des Landessportbunds (LSB). Sie fänden es gut, hier für eine eventuell anstehende Olympiabewerbung Berlins Platz für ein Olympisches Dorf vorzuhalten. Der LSB plädiert auch dafür, die Start- und Landebahnen auszuheben, mit Wasser zu füllen und als Regattastrecke für Ruderer zu nutzen.

Konkreter soll die Debatte demnächst im Abgeordnetenhaus werden. Dort liegt ein CDU-Antrag zur Nachnutzung vor. Wann er behandelt wird, ist noch offen.

Weiteres zur Debatte, darunter die Dokumentation der Standortkonferenz vom Herbst: www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/stadtplanerische_konzepte/txl/


DIE IDEEN

Eine Öko-Modellstadt samt Aufwindkraftwerk stellt sich der Architekt des Flughafens, Meinhard von Gerkan, für die Zeit nach 2011 vor.

Manch ein Teilnehmer der Debatte – so auch Eberhard Diepgen – hofft allerdings, dass hier auch nach dem Ausbau des Schönefelder Flughafens BBI weiterhin Flugzeuge abgefertigt werden dürfen.

Der Landessportbund hat sich für ein Olympisches Dorf samt Regattastrecke für Kanuten ausgesprochen.

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