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Ein weites Feld. Der frühere Flughafen Tempelhof wird noch Jahre ein Wiesenmeer mit Rad- und Skaterstrecken bleiben. Das Gelände in Tegel ist sogar noch größer.

© dpa

Update

Flughafen-Nachnutzung: Senat plant Punktlandung für Tegel

Der Senat will die Zukunft des Flughafengeländes Tegel gemeinsam mit dem Bund planen, der Bezirk Reinickendorf soll aber einbezogen werden. Nach der Schließung im nächsten Jahr soll dort ein Industriepark entstehen.

Ein Fehlstart wie in Tempelhof soll dem Senat nicht noch einmal passieren: Wenn Ende 2011 auch der Flughafen Tegel geschlossen wird, will die Landesregierung eine Punktlandung hinlegen. Deshalb entzieht der Senat dem Bezirk wegen der „außergewöhnlichen stadtpolitischen Bedeutung“ das Planungsrecht für die Fläche, die mit 450 Hektar noch größer ist als das kürzlich für die Allgemeinheit freigegebene Tempelhofer Feld.

Wer nach 2011 in Tegel etwas vorhat, muss bisher noch im Bezirksamt Reinickendorf vorsprechen. Nach Auskunft von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) gibt es bereits einzelne Anfragen von Interessenten, die der Bezirk bitte sammeln und dann der zentralen Koordinierungsstelle zukommen lassen möge. Feste Verträge erhält noch niemand, damit die spätere Gesamtentwicklung nicht durch vorschnell gegebene Zusagen blockiert wird. Der Bezirk habe zugesagt, „sich intensiv und aktiv an der weiteren Planung zu beteiligen“. Das hat er schon bisher getan – mit Konzepten, die vom von der Bezirks-CDU vorgeschlagenen „ökologischsten Industriepark Europas“ bis zum Freizeitbad plus Elektro-Go-Kart-Parcours reichen, wie es der lokalen SPD vorschwebt.

Nach Auskunft von Junge-Reyer verhandelt die Stadtentwicklungsverwaltung bereits mit der bundeseigenen Immobiliengesellschaft Bima, da dem Bund rund zwei Drittel des Areals gehören und die Eigentumsgrenzen mitten durchs Gelände verlaufen. Berlin gehören lediglich der westliche Terminalbereich sowie Flächen an den Enden der Startbahnen. Anders als in Tempelhof habe der Senat aber nicht unbedingt vor, dem Bund seine Anteile abzukaufen: „Man kann auch eine gemeinsame Entwicklungsgesellschaft gründen“, sagte Junge-Reyer.

Am 29. Oktober 2011 soll in Tegel das letzte Flugzeug abheben

Zielvorgabe für diese Gesellschaft ist, das Gelände als „Forschungs- und Industriepark Zukunftstechnologien“ zu etablieren. Die Wirtschaftsverwaltung soll dazu ein detailliertes Standortprofil erarbeiten. Von der genauen Nutzung wird auch abhängen, welche Gebäude, Wege und Plätze weiter genutzt werden. Außer Frage steht die Erhaltung des Terminals, für dessen Nachnutzung der Architekt Meinhard von Gerkan bereits ein Konzept als zentrales Schaufenster für erneuerbare Energietechniken entwickelt hat.

Junge-Reyer sieht das Gebäude – Gerkans erstes großes Werk – als „Nukleus“ für die künftige Entwicklung des Flughafengeländes. Sie erwarte nicht, dass sich gleich nach dem Wegzug des Flughafens gen Schönefeld die Kräne drehen, aber zumindest planerisch wolle man vorbereitet sein, wenn am 29. Oktober 2011 in Tegel das letzte Flugzeug abgehoben hat. Im nächsten Schritt werde die Öffentlichkeit beteiligt: Vom 7. Juni an sollen die Pläne für Tegel bei der Stadtentwicklungsverwaltung ausgelegt werden, ebenfalls im Juni stehe eine weitere Standortkonferenz an. Ausschließen will die Senatorin nur „ein schlichtes Einzelhandelszentrum“.

Grundsätzlich unterstützen auch die IHK und die Opposition die Aktivitäten des Senats in Tegel. Jedoch mahnten die Grünen an, das Gewerbe auf den Terminalbereich zu beschränken und die stadtklimatisch wichtige Freifläche zwischen den Landebahnen nicht zuzubauen. Für Tempelhof sind schon jetzt konkrete Ideen gefragt: Bis zum 14. Juni nimmt die Verwaltung Vorschläge für „Pioniernutzungen“ entgegen. Die dafür avisierten Flächen liegen in der Nähe der Eingänge und sollen thematisch passend zur Umgebung bespielt werden: An der Oderstraße sind „nachbarschaftliche Nutzungen“ gefragt, am Columbiadamm Sport und Kultur, am Tempelhofer Damm Kreativwirtschaftliches. Weiteres ist online unter www.tempelhof-projekt.de zu erfahren.

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