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Flughafen Schönefeld: Airport-Express hält nicht am Airport

Der Zug trägt das Ziel im Namen: Airport. Gemeint ist der Berliner Flughafen Schönefeld. Doch in der Vergangenheit kamen längst nicht alle Züge dort an. Die Begründung ist abenteuerlich - für den Flughafen-Chef ist es eine "Nummer aus dem Irrenhaus“.

Die Bahn hat Ideen. Wenn ein Zug Verspätung hat, streicht sie einfach den Halt an Bahnhöfen. Und schon ist der Zug wieder fast pünktlich. Gängige Praxis war es so, auch den als Airport-Express gekennzeichneten Zug einfach am Flughafen Schönefeld vorbeifahren zu lassen. Wer zum Flughafen wollte, musste sehen, wie er sein Ziel doch noch erreichen konnte. Wie viele Passagiere dadurch ihren Flug verpasst haben, ist nicht bekannt. Auf Anfrage teilte die Bahn jetzt mit, dass diese Praxis sofort zurückgezogen werde – „auch unter dem Aspekt der Reisendenlenkung für ausländische Fahrgäste“. Wie berichtet, hatte Flughafenchef Rainer Schwarz bei einer Tagesspiegel-Veranstaltung von einer „Nummer aus dem Irrenhaus“ gesprochen.

Vom Stadtzentrum gibt es zwei Linien zum Bahnhof in Schönefeld, wobei die Züge im Abstand von etwa 30 Minuten fahren. Der RE 7 von Dessau nach Wünsdorf-Waldstadt hält dabei nur kurz in Schönefeld. Dagegen wechseln die Züge der RB 14 (Nauen-Senftenberg) in Schönefeld die Fahrtrichtung. Sie kommen aus der Stadt, fahren zum Flughafen und von dort weiter Richtung Königs Wusterhausen. Bei Verspätungen von mehr als 20 Minuten, die es häufig gibt, fiel die fahrplanmäßige Stichfahrt zum Bahnhof Schönefeld einfach aus – und der Zug nahm am Grünauer Kreuz den direkten Weg gen Königs Wusterhausen.

Mitarbeiter des Flughafens landeten ebenso unfreiwillig in der Stadt am Rand von Berlin wie Touristen, die zum Flughafen wollten. Informationen im Zug habe es nicht gegeben oder die Durchsagen seien unverständlich gewesen, kritisieren Betroffene. Ausländische Touristen standen ratlos auf dem Bahnhof Königs Wusterhausen, dessen Besuch sie nicht auf ihrem Reiseplan hatten, obwohl das Gebäude schön renoviert ist. Wer pfiffig war, ließ sich mit einem Taxi zum Flughafen fahren und reichte die Rechnung bei der Bahn ein. Nach Angaben eines Sprechers wurde sie auch beglichen. Wie oft die Bahn hier kulant war, ist unklar.

Wer mit der Bahn zurück wollte, musste entweder auf den Gegenzug der RB 14 warten, der stündlich fährt, aber den Flughafen nach Plan in 21 Minuten erreicht oder mit der S-Bahn und dem Bus fahren, was 45 Minuten dauert. Weil Rückfahrten nach den Tarifvorschriften unzulässig sind, mussten die Zwangsbesucher von Königs Wusterhausen strenggenommen auch noch einen weiteren Fahrschein kaufen.

Die Bahn müsse bei solchen Entscheidungen abwägen, sagte der Sprecher. Entweder müssten die Kunden auf den anderen Unterwegsstationen länger auf den verspäteten Zug warten oder die Fahrgäste im Zug gelangten ohne Umweg an ihr Ziel. Jetzt hat man sich wieder für die Insassen entschieden. Zumindest zunächst. Klaus Kurpjuweit

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