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Fluglärmkommission: 16 Anträge zu möglichen BBI-Flugrouten

Die Fluglärmkommission hat 16 Anträge zu neuen Routen erarbeitet. Die Flugsicherung soll im Januar Stellung beziehen. Inzwischen diskutieren die Gegner sachlicher, doch das Problem wird immer komplizierter.

Den Tagungssaal der Fluglärmkommission kann man „nüchtern“ nennen oder auch „trostlos“. Aber offenbar befördert der fensterlose Raum im Lagerhallenstil in der „BBI Airportworld“ am Bahnhof Schönefeld die Arbeitsatmosphäre: Gleich 16 Anträge zu möglichen Routen hat die Kommission in ihrer Sitzung am Montag an die Deutsche Flugsicherung (DFS) weitergeleitet. Aus Sicht der neuen Kommissionsvorsitzenden Kathrin Schneider ein Erfolg – „weil die Kraft nicht darauf verwendet wurde, sich die Anträge gegenseitig um die Ohren zu hauen“. Statt um eigene Vorteile auf Kosten der Nachbargemeinden zu kämpfen, hätten die Kommunen sich auf das eigentliche Ziel konzentriert, nämlich auf die Minimierung der Lärmbelastung. Das unterscheidet die 70. Sitzung am Montag von manchen früheren.

Nach Auskunft von Schneider hat die DFS zugesagt, die Anträge bis Mitte Januar zu prüfen. Am 17. Januar will die aus Kommunalvertretern, Behörden, Flughafengesellschaft und Airlines zusammengesetzte Kommission erneut tagen. Das wird sie allerdings auch künftig unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit tun: Mehrere Bürgerinitiativen wurden als neue Mitglieder nicht zugelassen – auch nicht als Gäste ohne Mitspracherecht. Letzteres hatten Betroffene als Kompromiss gefordert. Schneider sagt, den Mitgliedern sei wohl die Arbeitsatmosphäre des kleineren Kreises wichtig gewesen. Akzeptiert worden sei allerdings die Teilnahme der Berliner Senats- und der Brandenburger Staatskanzlei sowie des Landesumweltamtes. Die Kommission will künftig monatlich tagen; Termine gibt es zunächst bis Mai. Bis zur Sitzung im Februar soll eine Arbeitsgruppe Bewertungskriterien definieren, um aus der Fülle der Vorschläge die realistischen Forderungen von praxisfernem Wunschdenken zu trennen.

Über den kürzlich aufgetauchten Brief des früheren Flughafenchefs Götz Herberg ist nach Auskunft von Schneider inhaltlich nicht gesprochen worden, weil die Kommission dafür nicht zuständig sei. Dafür äußert sich der Brandenburger Infrastruktur-Staatssekretär Rainer Bretschneider zu dem Schreiben, das viele als Beleg für jahrelange Tricksereien sehen. In dem Brief hatte Herberg 1998 den damaligen Bundesverkehrsminister gebeten, die Abflugrouten – anders als schon damals von der DFS gefordert – nicht nach dem Start abknicken zu lassen. „Der Brief von Herrn Herberg ist uns bis heute nicht bekannt“, sagt Bretschneider. „Von daher hat er auch keine Auswirkungen auf das gehabt, was die Genehmigungsbehörde im Planfeststellungsverfahren gemacht hat.“ Bretschneider hat diese Behörde geleitet und ist aus jener Zeit manche Anfeindung gewohnt. Stoisch erklärt er am Montag unter den wütenden Blicken von Bürgervertretern: „Es war damals nicht klar, dass die Routen abknicken, und es ist auch heute nicht klar.“ Er bedaure, dass die Frage der Flugrouten nun schon seit Jahren offen sei, und sei „sehr gespannt, wie die Endversion aussieht“.

Manche im Raum schnauben verärgert, als sie das hören. Ferdi Breidbach, der Ehrenvorsitzende des seit den 1990ern gegen Schönefeld engagierten Bürgervereins Brandenburg-Berlin (BVBB), glaubt seinem langjährigen Widersacher Bretschneider kein Wort. „Aus der Geschichte kommen Sie mit Abwiegeln und Interpretieren nicht mehr heraus“, sagt Breidbach. Bretschneider weist den höflich vorgetragenen Vorwurf ebenso ruhig zurück und betont vorsichtshalber gleich mehrfach, wie sehr er die Verärgerung der Betroffenen verstehe. Vorbei die Zeiten, als er und Breidbach auch mal laut geworden sind miteinander. Nur die Probleme, um die sie streiten, werden immer komplizierter.

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