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Gesundheit: Feinstaubwerte am Limit

Am Mariendorfer Damm ist die Jahresgrenze schon fast erreicht. Auch an der Frankfurter Allee steigt die Belastung wieder stark an. Grund hierfür sind allerdings nicht nur die Autos, auch eine Baustelle verursacht Feinstaub.

Die Hauptstadt hat auch in diesem Jahr wieder ein Feinstaub-Problem. Nachdem 2008 der Jahresgrenzwert für die gesundheitsschädlichen Partikel an keiner Messstelle überschritten worden war, ist der Mariendorfer Damm schon jetzt nahe am Limit: Bislang registrierte der Messcontainer nahe dem U-Bahnhof Alt-Mariendorf bereits 33 Tage, an denen die Luft pro Kubikmeter mehr als 50 Mikrogramm des unsichtbaren Schwebstaubes enthielt. Die EU-Feinstaubrichtlinie erlaubt maximal 35 Überschreitungstage pro Jahr. Im vergangenen Jahr – dem ersten nach Einführung der Umweltzone – lag der Berliner Negativrekord bei 24 Überschreitungstagen, gemessen an der Frankfurter Allee. Die liegt seit Jahresbeginn mit bisher 19 Überschreitungstagen auf Platz zwei.

Ursache des Problems am Mariendorfer Damm ist laut Umweltverwaltung der Neubau eines Gebäudes in der Nähe, der noch einige Monate dauern soll. Die Verwaltung hat nach eigener Auskunft bereits das Bezirksamt und die eigene Baustellenaufsicht informiert. Komplett abstellen werde sich das Problem aber nicht lassen, hieß es. Im Luftreinhalteplan des Landes ist bereits seit Ende 2005 allerdings vorgesehen, dass Baustellenbetreiber über das Thema informiert werden sollen.

Der Messcontainer am Mariendorfer Damm befindet sich außerhalb der Umweltzone. Ob die ihren Zweck erfüllt hat, nämlich die Luftqualität in der Innenstadt nachhaltig zu verbessern, will die Umweltverwaltung noch im April verkünden. Zurzeit werden die 2008er Daten ausgewertet und der Einfluss des Wetters „herausgerechnet“. Vor allem bei Ostwind und an trockenen Wintertagen sind die Werte meist relativ hoch, weil sich Abgase aus Heizungen und Kraftwerken konzentrieren und der Straßenverkehr zerriebenen Splitt und Tausalz aufwirbelt. Der ADAC forderte in der vergangenen Woche, den Splitt rasch einzusammeln.

In Berlin hat sich die BSR vorgenommen, den Frühjahrsputz der Stadt bis Ostern erledigt zu haben und dabei auch den Splitt von den Gehwegen zu fegen. Auf den Straßen wird auch wegen des Feinstaubproblems schon seit Jahren kein Sand oder Splitt mehr gestreut.

Feinstaub kann Krebs auslösen

Nach Hochrechnungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben in Deutschland pro Jahr etwa 70 000 Menschen vorzeitig wegen feinstaubbelasteter Atemluft. Formal können zwar auch Pollen und Salzkristalle als Feinstaub registriert werden, aber als größten Übeltäter machen Forscher zunehmend den Ruß aus Dieselmotoren aus. Dabei gilt die Faustregel: Je kleiner die Partikel, desto aggressiver wirken sie auf den Organismus, können Herz- und Gefäßkrankheiten sowie Krebs auslösen.

Kritisch sind also nicht nur die weithin sichtbaren Rußwolken uralter Stinker, sondern auch die Abgase moderner Dieselmotoren ohne Partikelfilter. Noch bis Ende dieses Jahres erhalten Autofahrer einen Zuschuss vom Staat, wenn sie einen solchen Filter nachrüsten lassen. Nebenbei werden viele Fahrzeuge mit gelber Umweltplakette dabei sauber genug für die grüne, die bei der zweiten Stufe der Umweltzone ab Anfang 2010 Pflicht wird. Einen – voraussichtlich auf jeweils ein Jahr befristeten – Freifahrtschein sollen nur jene erhalten, deren „gelbes“ Auto sich nachweislich nicht nachrüsten lässt. Entsprechende Typenlisten sollen später die Werkstätten bereithalten.

Eine Partikelfilterpflicht für Neuwagen führt die EU indirekt ein: Die Abgasnorm Euro 5, die ab September zunächst für jene Pkw-Modelle gilt, die neu auf den Markt kommen, ist für Diesel-Autos nur mit Filter zu schaffen.

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