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Gleisnutzungsgebühr: S-Bahn: Weniger fahren – mehr bezahlen

Die Deutsche Bahn kassiert fleißig bei der S-Bahn ab. Trotz eingeschränkter Leistung musste die S-Bahn 2009 mehr Geld für das Nutzen der Gleise und das Halten in den Bahnhöfen bezahlen.

Die Bahn macht es Konkurrenten schwer, den Betrieb der S-Bahn zu übernehmen. Egal, ob nach 2017, wenn der Verkehrsvertrag mit dem Senat ausgelaufen ist, ein privates Unternehmen auf einem Drittel des Netzes Züge fahren lässt oder das Land hier einsteigt: Alle müssten weiter einen finanziell dicken Brocken an die Bahn abführen – für das Nutzen der Gleise und das Halten in den Bahnhöfen. Im vergangenen Jahr schaffte es der Bahnkonzern sogar, die Abgabe zu steigern, obwohl die S-Bahn ihr Angebot stark reduziert hatte. Statt 247,5 Millionen Euro musste die S-Bahn 250,2 Millionen Euro abführen. Mit ähnlich hohen Summen muss auch in Zukunft gerechnet werden.

Die Bahn lässt sich dabei sogar Nicht- Leistungen honorieren. Bei den Stationspreisen, die bei jedem Stopp fällig werden, muss nach Angaben der Bahn jeder im Fahrplan angemeldete Halt bezahlt werden, auch wenn die Fahrt nicht stattfindet. In Stationen wie Haupt- und Ostbahnhof oder Südkreuz verlangt der Bereich Station und Service des Konzerns für jeden Halt eines Zuges laut Liste der Bahn jeweils 43,79 Euro. Für Lichtenberg oder Zoo werden 7,04 Euro fällig. Bei den meisten anderen Stationen liegt der Preis bei 1,13 Euro.

Beim Befahren der Gleise könnten die bestellten Trassen dagegen storniert werden, teilte ein Sprecher mit. Hier muss die S-Bahn mehr als vier Euro je Kilometer zahlen und liegt deutschlandweit damit in der Spitzengruppe. Teurer sind nur Hochgeschwindigkeitsstrecken des Fernverkehrs. Die Trassen- und Stationspreise waren im vergangenen Jahr bundesweit erhöht worden.

Die Bahn muss ihr Preissystem zwar nach einer Intervention der Bundesnetzagentur überarbeiten und transparenter gestalten, aber auf die bereits auch in der mittelfristigen Finanzplanung enthaltenen Einnahmen wird sie kaum verzichten wollen. Während derzeit die Aufwendungen und Erträge nur innerhalb des Konzerns verschoben werden, müssten private Betreiber der S-Bahn diese Ausgaben als eigenen Kostenblock an den Bahnkonzern überweisen, was ihre Wettbewerbsfähigkeit verringert.

Die Aufwendungen für das Befahren der Gleise und das Halten in den Bahnhöfen sind fast so hoch wie die Zuschüsse, die die S-Bahn von Berlin und Brandenburg erhält. Im letzten normalen Betriebsjahr 2008 waren es zusammen 264,8 Millionen Euro. 2009 sank die Summe auf 218,2 Millionen Euro, weil die Länder wegen der nicht erbrachten Leistungen die Zuschüsse gekürzt hatten.

Gegen Pläne, die Bereiche Netz und Bahnhöfe eigenständig zu machen, hat sich die Bahn bisher erfolgreich gewehrt – unterstützt vom Bundestag und der Bundesregierung. Nach derzeitigem Stand bleibt es dabei. Klaus Kurpjuweit

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