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Kanzlerbahn: Hin und Her ohne Langeweile

U-Bahn-Fahrer Markus Weber freut sich auf Fahrgäste.

Langeweile im Tunnel, wenn die Fahrt jedes Mal nur knapp drei Minuten dauert und es immer nur auf dem gleichen Gleis hin- und hergeht? U-Bahn-Fahrer Markus Weber ist zwar sicher, dass er bald „jeden Stein“ hier unter der Erde kennen wird, aber genauso überzeugt ist der 30-Jährige, dass die neue Aufgabe interessant werden wird.

Er wäre zwar lieber Pilot geworden, aber nun steuert er seit dreieinhalb Jahren unter der Erde die Züge der U-Bahn. Beworben hat er sich zusammen mit vielen Interessenten für den Dienst auf der neuen Linie, weil ihn das Neue locke und der vom übrigen Netz isolierte Abschnitt ein „ganz besonderes Teil“ sei, wie Weber sagt. Und er freue sich auf den Kontakt mit Fahrgästen, den es auf anderen Linien nicht gebe. Im Hauptbahnhof und unter dem Brandenburger Tor müssen die Fahrer jeweils am Bahnsteig den Führerstand wechseln. Auf ihrem Weg am Zug entlang können sie dann auch Auskünfte geben. Zum Beispiel auf die Frage, warum die Strecke so kurz ist und wie man weiterkommen kann.

Auf der Stummelstrecke kann man nicht nur einfach hin- und herfahren. Am Brandenburger Tor ist eine Umsteigestation zur S-Bahn mit deren Nord-Süd-Linien entstanden. Wer aus dem Süden der Stadt mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof will, kann sich nun den umständlichen Umweg über die Friedrichstraße sparen und steigt einfach eine Station früher um: Im Bahnhof Brandenburger Tor sind die Umsteigewege wesentlich kürzer.

Weber, der sich schon als Kind für die an der elterlichen Wohnung vorbeifahrende U 2 in Pankow begeistert hat, kann auch ausländischen Touristen weiterhelfen. Er spricht Englisch und Französisch und auch etwas Russisch. Zur U 55 hat ihn übrigens auch jetzt wieder die Nähe zur derzeitigen Wohnung gelockt.

Insgesamt hat die BVG für die Stummellinie bisher 14 Fahrer ausgebildet. Sechs werden nun regelmäßig als Stammfahrer auf der U 55 unterwegs sein. Etwa viereinhalb Stunden könne er am Stück durchhalten, meint Weber. Die BVG sieht aber häufigere Pausen vor, weil der Dienst schnell doch sehr monoton werden kann. Abgelöst wird der Fahrer dann vorübergehend vom Bahnhofsmanager, der sich sonst um die drei neuen Stationen an der Strecke kümmert. Dessen Aufgabe übernimmt dann zum Teil der U-Bahn-Fahrer, bis er selbst wieder den Zug steuert. Ein solcher „Rollentausch“ ist bei der BVG neu.

Auf der kurzen Strecke ist nur ein Zug mit vier Wagen unterwegs. Vier weitere stehen als Reserve bereit. Weil es keine Verbindung zum übrigen Netz gibt, hat die BVG auch eine kleine Werkstatt im Tunnel eingerichtet. Doch darum immerhin muss sich Weber nicht kümmern. kt

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