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U55

© Kitty Kleist-Heinrich

Kanzlerbahn: U55: Schmuckstücke unter der Erde

Die Bahnhöfe der U 55 sind die aufwändigsten der BVG. 1,8 Kilometer Strecke kosteten 320 Millionen Euro. Am Samstag um 11 Uhr 05 verlässt der erste Zug die neue U-Bahnlinie.

Vor Aufregung hatte er beim Aufwachen nicht einmal mehr an seinen Geburtstag gedacht. Die Gedanken waren bei der U-Bahn–Linie U 55, die am heutigen Sonnabend eröffnet wird und gestern die Generalprobe mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit an Bord absolvierte. Erfolgreich. Danach konnte Carsten Liebich auch ganz entspannt seinen 41. Geburtstag genießen.

Jahrelang war er als Projektleiter für den Bau des Bahnhofs Brandenburger Tor zuständig. Und hatte einige brenzlige Situationen zu überstehen, wie etwa 2006 einen Wassereinbruch aus der ringsum vereisten Erde. Und auch die Tage vor der Eröffnung waren noch einmal Stress pur. Wieder tropfte Wasser von der Decke; die frisch angebrachte Farbe löste sich bereits. Doch dieses Mal war es kein Leck, sondern nur die Feuchtigkeit, die entsteht, weil es außerhalb des Bahnhofs viel wärmer ist als unter der Erde, die über dem Bahnhof immer noch vereist ist. Deshalb ist es auf dem Bahnsteig derzeit auch besonders kühl. Lüfter, von denen die letzten in der Nacht zu Freitag aufgebaut worden waren, lassen die Luft nun zirkulieren und die Feuchtigkeit verschwinden.

Der Bahnhof ist – wie die anderen beiden Stationen Bundestag und Hauptbahnhof – ein Schmuckstück unter den nun 173 U-Bahnhöfen geworden. Der Bau der 1,8 Kilometer langen Strecke mit den drei Bahnhöfen hat allerdings auch rund 320 Millionen Euro gekostet – macht pro Meter rund 180 000 Euro. Die Verlängerung zum Alexanderplatz soll nochmals 433 Millionen Euro verschlingen; finanziert vor allem vom Bund.

19 Stützenpaare auf dem Bahnsteig sollen unter der Erde ans Brandenburger Tor erinnern; in schwarze emaillierte Blechtafeln an den Wänden sind Bilder zur Geschichte des Brandenburger Tores und der Mauer integriert. Sie werden durch LED-Leuchten illuminiert; eine Idee von Norbert Lehmann, dessen Büro Artus die Ausbauplanung für die Bahnhöfe geleitet und die Entwürfe des Architekten Axel Oestreich am Bahnhof Brandenburger Tor umgesetzt hat. Die beleuchteten Fotos an den Bahnsteigwänden gehören zum Gedenkort „Mauerinformation Brandenburger Tor“, die durch den Bundestag angeregt und vom Bund finanziell gefördert worden ist.

Der Zwischenbahnhof Bundestag beeindruckt durch seine Größe. Acht Meter hoch ist die Halle, in der Sichtbeton dominiert und ans Kanzleramt erinnert. Beide, Bahnhof und Amt, sind von Axel Schultes entworfen worden. Der Architekt wollte über dem Bahnhof ein weiteres Gebäude als Bundesforum bauen lassen, das aber nicht verwirklicht worden ist. Die als Zugang vorgesehenen Galerien im Bahnhof sind daher nutzlos.

Im Hauptbahnhof ist mit elf Metern die höchste Halle eines Bahnhofs der BVG entstanden. Sie wurde nach Plänen des Büros Gerkan, Marg und Partner so hoch, weil die Station in der Baugrube des Hauptbahnhofs entstanden ist. Die Wände sind mit weißen Emailleplatten und Abbildungen ehemaliger Fernbahnhöfe verkleidet.

Fahrgäste können von heute an hier U-Bahn fahren und staunen. Für Lehmann und Liebich geht die Arbeit mit der Verlängerung der U 5 vom Brandenburger Tor zum Alexanderplatz dagegen weiter. Und seinen Geburtstag muss Liebich dabei ja nicht immer vergessen.

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