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Mangelhafte Wartung: S-Bahn muss komplette Baureihe ins Depot schicken

Mitte der Woche hatte die Deutsche Bahn einen umstrittenen Bericht zu den Versäumnissen bei der Berliner S-Bahn vorgelegt. Alles soll nun besser werden - wird es aber offenbar nicht: 60 Doppelwagen einer Baureihe wurden schlampig gewartet.

Erneut muss die S-Bahn einen Teil ihrer Flotte wegen mangelhafter Wartung aus dem Verkehr ziehen. Am Freitagabend sollten sämtliche Züge der Baureihe 485 auf die Abstellgleise rollen, die bis dahin zumeist auf der S9 zwischen Schönefeld und Pankow unterwegs waren. Nach Auskunft des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) sind die Räder der Züge nicht wie notwendig mit Wirbelstrommessungen geprüft worden.

Mit diesen Messungen können beispielsweise Risse in den Rädern aufgespürt werden. Erst wenn die Kontrollen nachgeholt und die Räder für einwandfrei befunden wurden, dürfen die in den 80er und 90er-Jahren gebauten Züge wieder eingesetzt werden. Da von 60 sogenannten Viertelzügen (Doppelwagen) der Baureihe ohnehin nur 15 im Einsatz waren, stehen den Kunden nach Auskunft eines Bahnsprechers keine neuen Einschränkungen bevor. Nächste Woche sollen die Züge wieder in Betrieb gehen.

Warum die Wartung unterlassen wurde, ist nach Auskunft von EBA-Sprecher Ralph Fischer und der Bahn noch nicht geklärt. Fest steht aber, dass der Vorfall für das Unternehmen blamabel ist.

Zum einen hatten Wartungsmängel und nicht eingehaltene Prüffristen das S-Bahn-Chaos im vergangenen Sommer erst eskalieren lassen: Als herauskam, dass die damals Verantwortlichen zugesagte Kontrollen unterlassen hatten, ließ das EBA die Baureihe 481 und damit den größten Teil der Flotte stilllegen. Der Vorfall galt als einmalig in der Geschichte der Aufsichtsbehörde - und ist einer der Gründe dafür, dass das Amt die Betriebsgenehmigung für die S-Bahn zum Jahreswechsel nur um ein Jahr statt um die üblichen 15 Jahre verlängert hatte. Außerdem wurde im Gefolge die vierköpfige Chefriege der S-Bahn geschasst.

Der aktuelle Vorfall - drei Tage nachdem der Bahnvorstand einen äußerst umstrittenen Untersuchungsbericht zu den früheren Versäumnissen präsentiert hatte - ist deshalb auch ein Rückschlag für den neuen Geschäftsführer Peter Buchner. Stefan Jacobs

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