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Nahverkehr: S-Bahn: Arbeiten rund um die Uhr

In den Werkstätten der S-Bahn wird rund um die Uhr gearbeitet – am Notfahrplan für die Fahrgäste ändert sich trotzdem vorläufig nichts. Nach wie vor fehlen Wagen für den Betrieb.

Erst seit wenigen Tagen können die Werkstätten mehr Züge freigeben als sie annehmen müssen. Aber immer noch sind von den 630 sogenannten Viertelzügen, die aus zwei Wagen bestehen, nur 165 im Einsatz. Die anderen müssen umfangreiche Sicherheitskontrollen absolvieren, die nach dem Bruch eines Rades am 1. Mai drastisch verschärft worden sind. Stichproben hätten ergeben, dass die S-Bahn sich inzwischen an die Vorgaben halte, sagte am Montag der Sprecher des Eisenbahn-Bundesamtes, Ralph Fischer. Mit weiteren Auflagen sei derzeit nicht zu rechnen. Die inzwischen abgelöste Geschäftsführung hatte sich nicht an die Wartungsfristen gehalten.

Erst vom 10. August an sollen die Untersuchungen mit verschiedenen Fristen so eingetaktet sein, dass wöchentlich 25 Viertelzüge die Werkstätten verlassen können. Dann soll es allmählich auch Verbesserungen im Betrieb geben. Die S-Bahn muss dann auch den Verkehr zur Leichtathletik-Weltmeisterschaft vom 15. bis 23. August im Olympiastadion bewältigen. Der Hersteller der Züge, der Bombardier-Konzern, hat am Montag bekannt gegeben, dass er nationaler Förderer der WM werde. Bombardier verbinde rund um den Globus Menschen, Städte und Länder. Auch in Berlin. Wie viele S-Bahnen zur WM eingesetzt werden können, muss sich zeigen.

Und ob Anfang Dezember wieder der normale Fahrplan gelten kann, wie es die Bahn versprochen hat, bezweifeln zumindest Praktiker aus dem Betrieb. Nach wie vor fehlten Werkstattkapazitäten, bemängelt Betriebsratschef Heiner Wegner. Die inzwischen abgelöste Geschäftsführung hat Anlagen geschlossen, sich von Mitarbeitern getrennt und auch die Fahrzeugreserve verringert. Die neue Geschäftsführung will jetzt alle Entscheidungen ihrer Vorgänger überprüfen, und auch die Konzernrevision kümmert sich um die Abläufe der Vergangenheit.

Die Verantwortlichen bei der S-Bahn haben aber nur Vorgaben umgesetzt, die der Konzern erlassen hatte. Ziel war es ursprünglich, im nächsten Jahr 125,1 Millionen Euro als Gewinn aus der S-Bahn ziehen zu können. Während die Geschäftsführung der S-Bahn abgelöst worden ist, sind im Konzern die Verantwortlichen für den Sparkurs weiter aktiv und zum Teil sogar aufgestiegen. Mitarbeiter der S-Bahn glauben deshalb nicht, dass sich an den Sparvorgaben etwas ändern wird. „Ein Kurswechsel wäre das Eingeständnis, auch im Bahnvorstand Fehler gemacht zu haben“, heißt es bei den S-Bahn-Mitarbeitern. Und dazu werde es nicht kommen. Der neue Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg stellt das Problem mit den zu schnell verschleißenden Rädern nach wie vor als Ausnahmesituation dar, das völlig unabhängig von Werkstattkapazitäten entstanden sei. Allerdings sind die Züge früher, als es mehr Werkstätten gab, häufiger kontrolliert worden. Ein Riss am Rad hätte bei kürzeren Kontrollfristen in der Werkstatt entdeckt und ein Bruch im Betrieb vermieden werden können, sind S-Bahner überzeugt. Klaus Kurpjuweit

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