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Nahverkehr: S-Bahn feuert Leiter der Instandhaltung

Die S-Bahn zieht weitere personelle Konsequenz aus Pannenserie: Gut einen Monat nach der Geschäftsführung muss bei der Berliner S-Bahn nun auch der Leiter der Fahrzeug- Instandhaltung seinen Hut nehmen.

Gut einen Monat nach der Geschäftsführung muss bei der S-Bahn nun auch der Leiter der Fahrzeug-Instandhaltung, Nils Fischer-Cornelsen, seinen Hut nehmen. Er wurde mit sofortiger Wirkung freigestellt, sagte ein Sprecher am Donnerstag. Nachfolger wird der Bahnmanager Jürgen Strippel von der S-Bahn München. Der Verkehr in Berlin ist seit Wochen beeinträchtigt, weil die Bahn Sicherheitskontrollen der Wagen versäumte. Anfang Juli hatte die Deutsche Bahn die Geschäftsführung ihrer Tochter ausgetauscht.

Die Streikgefahr bei der S-Bahn bleibt weiterhin bestehen. Die neue Geschäftsleitung lehnt es ab, ihr künftiges Personalkonzept bereits jetzt vorzulegen, wie es der Betriebsrat fordert. Deshalb erwägt man in dem Gremium, wie berichtet, eine außerordentliche Mitarbeiterversammlung einzuberufen, was den Verkehr an einem Tag lahmlegen könnte – eventuell auch während der Leichtathletik-WM.

S-Bahn-Chef Peter Buchner erklärte am Donnerstag, öffentliche Drohgebärden seien „absolut unverantwortlich“ und schadeten der S-Bahn und ihren Mitarbeitern. Er habe zugesichert, alle Prozesse im Unternehmen auf den Prüfstand zu stellen. Dazu gehört unter anderem der von der inzwischen abgelösten alten Geschäftsführung geplante weitere Personalabbau sowie das Schließen der Hauptwerkstatt in Schöneweide. Nach den alten Vorgaben sollten noch rund 400 Stellen gestrichen werden, vorwiegend bei den Aufsichten auf den Bahnhöfen. Entscheidungen sollten erst fallen, wenn der Normalbetrieb erreicht sei, was für Anfang Dezember geplant ist.

Der Betriebsrat will den Personalabbau, gegen den er sich von Anfang an gewehrt hat, dagegen sofort stoppen lassen. Die Probleme der vergangenen Wochen zeigten, dass es zu wenig Mitarbeiter gebe, vor allem in den Werkstätten. Aber auch in anderen Bereichen fehlten inzwischen Fachkräfte. Wie berichtet, konnte vor kurzem ein Stellwerk nachts nicht besetzt werden, weil nach dem Ausfall eines Mitarbeiters kein Ersatz aufzutreiben war. Die S-Bahn teilte mit, der Fahrdienstleiter habe sich kurzfristig krankgemeldet. Nach Angaben eines Mitarbeiters war die Krankmeldung jedoch 24 Stunden vor Dienstbeginn eingetroffen. Ersatz sei wegen der dünnen Personaldecke kaum noch zu finden. Selbst leitende Mitarbeiter müssen nach Tagesspiegel-Informationen inzwischen im Stellwerksdienst einspringen.

Während die S-Bahn auch dementiert, dass es in der Betriebszentrale personelle Engpässe gebe, klagen Insider über die enorme Arbeitsbelastung, die auch zu einem Sicherheitsproblem führen könne. Die Mitarbeiter müssten immer größer werdende Streckenbereiche überwachen. Pausen könnten oft nicht eingehalten werden. Wer jetzt bis an die Grenzen der Belastbarkeit arbeite, habe ein Recht, zu erfahren, ob er seinen Arbeitsplatz behalte, argumentiert Betriebsratschef Heiner Wegner. Mit Zusagen hält sich die Führungsriege aber zurück, weil die neue Konzernspitze die rigiden Sparvorgaben bei der S-Bahn nicht aufgehoben hat, die unter dem früheren Bahn-Chef Hartmut Mehdorn erlassen worden waren. Verständnis für den Unmut der Mitarbeiter zeigte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Ein Streik sei aber nicht zu akzeptieren. CDU-Chef Frank Henkel unterstützt die Forderung, den Personalabbau zu stoppen, hält einen Streik jedoch für ein „denkbar schlechtes Signal“. Ähnlich äußerte sich der Fahrgastverband Igeb. (mit dpa)

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