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Nahverkehr: Wegen S-Bahn-Desasters will BVG Preise nicht erhöhen

Wegen des S-Bahn-Desasters verzichtet die BVG auf die ursprünglich für 2010 vorgesehene Tariferhöhung. Danach aber sollen die Preise jährlich um 1,5 Prozent steigen. Die Entschädigungsangebote für Fahrgäste werden nun doch erheblich ausgedehnt.

Das Desaster bei der S-Bahn hat auch was Gutes: Im nächsten Jahr soll es erneut keine Preiserhöhung für Fahrten mit Bahnen und Bussen geben. „Höhere Tarife können wir den Fahrgästen nach dem S-Bahn-Chaos nicht zumuten“, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz am Mittwoch. Auch für die S-Bahn seien Tariferhöhungen derzeit kein Thema, sagte ein Sprecher. Bereits in diesem Jahr war die geplante Erhöhung am Veto aus Brandenburg gescheitert – mit Rücksicht auf die Landtagswahl. Von 2011 an will die BVG aber wieder jährlich die Preise steigen lassen; jeweils um 1,5 Prozent. Beschlossen werden die Tarife vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB).

Eine nachträgliche Kompensation der ausgefallenen Tariferhöhungen durch stärkere Preissteigerungen in der nächsten Runde sei nicht vorgesehen, sagte Reetz weiter. Mehr als um 1,5 Prozent sollten die Fahrscheine nicht teurer werden. Der VBB hatte sogar vorgegeben, die Preise nicht stärker steigen zu lassen als die Inflationsrate, die derzeit gegen Null tendiert. Zuletzt hatten die Verkehrsunternehmen die meisten Preise im April 2008 erhöht. Stabil blieben damals die Tarife für Einzelfahrausweise und Tageskarten im Stadtgebiet (Tarif AB) sowie für Schüler- und Geschwisterkarten. Der Preis für Schülerkarten (26 Euro) ist seit 2004 unverändert geblieben; Geschwisterkarten kosten seit 2003 konstant 16 Euro. Um zwei Euro teurer wird ab Februar, wie geplant, nur das Seniorenticket, das dann 47 Euro kosten wird.

Höhere Einnahmen will die BVG nun durch mehr Fahrgäste erzielen. Deshalb soll nach Angaben von Reetz das Angebot weiter verbessert werden. Vor allem Fahrten vom Stadtrand ins Zentrum sollten attraktiver werden, um Autofahrer zum Umsteigen auf Bahnen und Busse zu bewegen. Zusätzliche Einnahmen, die einen Verzicht auf eine Tariferhöhung im nächsten Jahr leichter machen, erwartet die BVG auch von der S-Bahn. Diese muss die zusätzlichen Leistungen der BVG nach dem Ausfall vieler S-Bahn-Fahrten bezahlen; außerdem bekommt die BVG mehr Geld aus der Einnahmeaufteilung mit der S-Bahn.

Auch intern will die BVG sparen. Frei werdende Stellen sollen meist nicht mehr besetzt werden, kündigte Reetz an. Eine Ausnahme gebe es aber beim Fahrpersonal und in den Werkstätten. Kräftige Einsparungen dort hatten das Desaster bei der S-Bahn mitverursacht. Das aktuelle Finanzkonzept der BVG basiere aber noch auf den zur Zeit 12 000 Mitarbeitern. Es sieht vor, die Verschuldung bis zum Jahr 2020 erheblich zu reduzieren – von bisher erwarteten 1,8 Milliarden Euro auf rund 850 Millionen Euro.

Auch die S-Bahn kommt den Kunden entgegen. Sie hat ihre Entschädigungsregelungen erweitert, die bisher nur Freifahrten im Dezember für Abonnenten vorsahen. Nun sollen nach Tagesspiegel-Informationen auch Studenten ein Sechstel des Preises fürs Semesterticket (26,42 Euro) erstattet bekommen. Käufer von Monatskarten und der Sozialkarte erhalten 15 Euro zurück; die gleitende Monatskarte wird im Dezember um sieben Tage verlängert. Und an den Adventswochenenden werden die Einzelfahrscheine zu Tageskarten. Diese Regelungen gelten für alle Kunden.

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