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Nun hat die S-Bahn der Verkehrssenatorin auf neun Seiten dargelegt, wie sie aus der Krise fahren will.

© dapd

Neues Konzept der Bahn: Neun Seiten Papier gegen das S-Bahn-Chaos

Die S-Bahn hat Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer in einem Schreiben dargelegt, wie das Unternehmen aus dem Chaos fahren will. Die Situation in Berlin beschäftigt auch die Verkehrsminister der Länder.

Auf neun Seiten hat die S-Bahn der Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge- Reyer (SPD) mitgeteilt, wie das Unternehmen aus der Krise fahren will. Das nach einem Ultimatum am Mittwoch eingetroffene Schreiben sollte am Abend von einer Arbeitsgruppe im Haus analysiert werden, sagte Behördensprecher Mathias Gille. Am heutigen Donnerstag will die Senatorin erklären, welche Schlüsse sie aus dem Ergebnis zieht. Erleichtert reagiere sie auf die Mitteilung der S-Bahn, von heute an wieder auf allen Strecken fahren zu wollen. Hier sei der politische Druck erfolgreich gewesen, sagte Gille.

Eine Garantie, dass das immer noch als Notprogramm geltende Angebot nun stabil bleiben werde, will man bei der S-Bahn allerdings nicht geben. Knapp 300 Doppelwagen seien dafür erforderlich, am Mittwoch konnten rund 280 eingesetzt werden. Den Ersatzverkehr mit Regionalbahnen zwischen Spandau und dem Hauptbahnhof sowie von Karow nach Gesundbrunnen will die S-Bahn zumindest bis Ende Januar anbieten. Bei der BVG hat sie den Zusatzverkehr abbestellt; die BVG, die dem Frieden noch nicht traut, will das verstärkte Angebot in eigener Regie vorläufig beibehalten.

Auch wenn jetzt wieder alle Strecken befahren werden, bleibt es auf den meisten Linien beim 20-Minuten-Takt. Weil die Bahnen auch weiter mit unterschiedlichen Höchstgeschwindigkeiten fahren müssen, bleiben auch die häufigen Verspätungen, über die Fahrgäste häufig nur unzureichend informiert werden, was Junge-Reyer bemängelt hatte.

Auch Staatssekretär Klaus-Dieter Scheurle kritisierte am Mittwoch das Krisenmanagement der S-Bahn. Man habe im Herbst „etwas zu laut den Mund aufgemacht“, was die Verfügbarkeit der Fahrzeuge betreffe, sagte er in Berlin. Das Einfrieren von Weichen nannte Scheurle „absolut vermeidbar“. Zugleich kritisierte der Politiker die Fahrpreiserhöhung im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) zum 1. Januar. „Darüber bin ich sehr unglücklich.“ Es sei widersinnig, dass Verkehrssenatorin Junge-Reyer zugleich pro Jahr 50 Millionen Euro der S-Bahn-Gelder einbehalte, „wo wir jetzt gerade investieren müssen“. Ein Investitionshemmnis sei es zudem, wenn der Senat ständig darüber rede, ab 2017 ein anderes Unternehmen als die Bahn mit dem S-Bahn-Verkehr zu beauftragen. „Es ist nicht hilfreich, wenn man dauernd mit der Möglichkeit eines neuen Vertragspartners herumspielt“, sagte Scheurle. Ohnehin könne er sich nicht vorstellen, dass ein anderer Investor in der Lage sei, einige hundert S-Bahn-Wagen zu beschaffen.

Der Senat will noch im Frühling entscheiden, wer den Betrieb nach Auslaufen des Verkehrsvertrags mit dem Land ab Mitte Dezember 2017 übernehmen soll. Die Koalitionsparteien SPD und Linke haben sich dafür ausgesprochen, die BVG an Bord zu holen. Junge-Reyer dagegen liebäugelt mit einer Ausschreibung, auf die sich die S-Bahn und Konkurrenten der Bahn bewerben könnten. Der SPD-Fraktionsvorstand kann sich vorstellen, schon jetzt alle Zahlungen an die S-Bahn einzustellen.

Offen ist, ob die S-Bahn als Entschuldigung für die ausgefallenen und verspäteten Fahrten in diesem Winter eine weitere Entschädigungsrunde anbieten wird. Junge-Reyer hatte erneut zwei Monate Freifahrten gefordert.

Mit der S-Bahn-Krise will sich am Montag auch die Verkehrsministerkonferenz der Länder beschäftigen.

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