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Der Senat lässt den Einsatz von Bussen als Ersatzverkehr für die fehlenden S-Bahnen prüfen.

© dapd

S-Bahn-Chaos: In Berlin regiert der Ersatzverkehr

Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit will wegen des S-Bahn-Chaos ein "längerfristiges Parallelangebot" mit Bussen einrichten – zahlen soll das die Bahn. Vom 24. Januar an fahren alle Züge nur noch mit Tempo 60.

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Berlin - Der Berliner Senat will wegen der fortlaufenden Pannenserie bei der S-Bahn einen eigenen Ersatzverkehr mit Bussen einrichten. Er habe die Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) beauftragt, gemeinsam mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) zu prüfen, wie ein leistungsfähiger Ersatzverkehr eingerichtet werden könne, sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Freitag auf seiner Jahres-Pressekonferenz.

Der Regierungschef denkt dabei an ein „längerfristiges, breites Parallelangebot“ für Strecken, die von der S-Bahn nicht ausreichend abgedeckt werden. Dafür müsse die BVG neue Busse kaufen können. Diese Fahrzeuge sollten aus den Geldern finanziert werden, die der Senat wegen mangelnder Leistungen nicht mehr an die S-Bahn auszahlt. Inzwischen handelt es sich um hohe zweistellige Millionensummen. Wowereit forderte die Bahn außerdem dazu auf, mehr in den Service zu investieren. Am Montag müsse Bahn-Chef Rüdiger Grube im Verkehrsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses weitere Entschädigungsleistungen für die Fahrgäste anbieten. „Ich erwarte, dass er sagt, wie diese Entschädigung konkret aussieht.“

Die Ankündigung des Bundesverkehrsministeriums, mit der Bahn, Berlin und Brandenburg über die Anschaffung einer neuen S-Bahn-Wagenflotte zu sprechen, wurde von Wowereit begrüßt. Allerdings liege bisher kein belastbares, konkretes Angebot und auch kein Vorschlag für die Finanzierung eines neuen Wagenparks vor. „Das ist noch nicht durchdacht.“ Zudem passe diese Offerte, die Investitionen in Milliardenhöhe notwendig mache, nicht mit der Dividende von 500 Millionen Euro für den Bundeshaushalt zusammen, die die Bahn erbringen müsse. Wowereit forderte, „die Gewinne stattdessen so lange zu investieren, bis die Probleme gelöst sind“. Das Land Berlin werde für die Anschaffung neuer S-Bahnzüge keinen finanziellen Beitrag leisten.

Auch vom Bund werde es dafür kein Geld geben, machte der Staatssekretär im Verkehrsministerium, Klaus-Dieter Scheurle, klar. Sollte sich die Bahn entscheiden, neue Züge zu kaufen, müsse sie diese auch finanzieren. Ein Bahn-Sprecher sagte dazu lediglich, der Konzern werde neue Züge anschaffen, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dies zuließen.

Offenbar gehe die Bahn davon aus, dass der Verkehrsvertrag mit der S-Bahn von Berlin und Brandenburg über 2017 hinaus verlängert werde, sagte Berlins Regierungschef. Zurzeit gebe es aber keinen Anlass zu sagen, dass die Bahn erneut den Zuschlag bekomme. Über eine Ausschreibung des S-Bahn-Betriebs für die Zeit nach 2017 will der Senat in den nächsten Monaten entscheiden.

Unterdessen schränkt die S-Bahn ihr Angebot teilweise wieder ein. Vom 24. Januar an fahren alle Züge nur noch mit 60 Stundenkilometern statt zum Teil mit Tempo 80. Damit verlängern sich die Fahrzeiten, der Fahrplan wird aber verlässlicher. Die Geschwindigkeit wurde reduziert, weil es Probleme mit den Anlagen für den Bremssand gibt.

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